Er war ein Selfmademan, beflügelt von einer Idee, die ihn zum reichsten Österreicher machte. Nun ist Dietrich Mateschitz im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
Red Bull informierte die 13'600 Konzernmitarbeitenden in 72 Ländern per E-Mail vom Ableben ihres Patrons: «In diesen Momenten überdeckt Trauer alle anderen Gefühle. Aber schon bald wird die Trauer Platz machen für Dankbarkeit, dafür, was er verändert, bewegt, bewirkt und so vielen Menschen ermöglicht hat.»
Es gäbe nicht viele österreichische Produkte, die man an fast jedem Ort der Welt kaufen kann. «Ob in New York City, an den Stränden von Brasilien oder den Inseln der Philippinen – Red Bull gibt es überall», schreibt der Wiener «Kurier» in einem Nachruf.
Recherchiert man, wie andere Medien rund um die Welt über das Ableben von Dietrich Mateschitz berichten, so findet sich überall das Wort «Marketinggenie».
Tatsächlich fliesst heute ein Drittel des Konzernumsatzes ins Marketingbudget. Das waren im letzten Jahr 1,6 Milliarden Euro. «Mehr Marketingmaschine als Getränkekonzern» kommentiert der «Blick».
Aus den Marketing-Aktivitäten von Red Bull hat sich inzwischen ein Sport-, Medien-, Immobilien- und Gastronomie-Imperium aufgebaut. Vor allem dort, wo sich die Menschen mehr «Energy» wünschen, nämlich im Sport, wusste Dietrich Mateschitz sein Wundergetränk ins Spiel zu bringen. Der mehrfache Milliardär war der Herrscher über eigene Formel-1-Teams, Fussball- und Eishockeymannschaften. Auch in der Schweiz wurden Sportler gefördert, zum Beispiel stehen das alpine Skiwunder Marco Odermatt oder der Schwinger Remo Käser bei Red Bull unter Vertrag.
Im Medienbereich hat sich Mateschitz mit Servus TV einen eigenen Fernsehsender geleistet. Die Diskussionssendungen und anderen Inhalte aus dem Studio in einem alten Hangar in Salzburg haben gelegentlich auch etwas über die politische Gesinnung des Besitzers an die Öffentlichkeit flimmern lassen. Ansonsten hat sich Dietrich Mateschitz für die Medien immer sehr diskret und zurückhaltend gezeigt.
Angefangen hat der Selfmademan als Marketingmanager des Zahnpasta-Herstellers Blendax. Für diese Marke hat er 1982 in Thailand die Klinken geputzt. Die langen Arbeitstage soll Mateschitz «dank eines thailändischen Wachmachers überstanden haben», wie es heute die Legende wissen will. Der Name des Getränks: «Krating Daeng» – zu Deutsch: roter Stier!
Der Rest ist Geschichte. Nach längeren Tüfteleien brachte Mateschitz 1987 zusammen mit seinen thailändischen Geschäftspartnern Chaleo und Chalerm Yoovidhya die erste Dose Red Bull auf den Markt.
Angeblich soll Mateschitz himself zu Beginn noch Maturabälle abgeklappert haben, um seine Erfindung unter die Leute zu bringen. Der Klein Report erinnert sich, wie ihm einmal auch ein Schweizer Vertreter der Marke gestanden hat, wie er in den Anfängen die Dosen in Sechserpacks über den Zoll von Österreich an eine Party in die Schweiz geschmuggelt hat.
Heute ist nur noch das Headquarter des Konzerns im österreichischen Salzkammergut. Abgefüllt wird das koffein- und taurinhaltige Getränk im St. Galler Rheintal und in Vorarlberg. Von den rund 10 Milliarden Dosen Red Bull, die 2021 weltweit verkauft wurden, kommt rund ein Drittel aus dem Werk in Widnau SG. Der Schweizer Standort wurde gewählt, um vor allem den Export in die USA aus einem Nicht-EU-Land zu betreiben.
Für die Schweiz ist Red Bull damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Wertmässig bringt der Export des Energy-Drinks sogar mehr als der Export von Schokolade und Käse. Flügel verleiht das den Schweizer Bauern, die rund ein Viertel der Schweizer Zuckerproduktion an Red Bull liefern können. Weniger Freude hat man gelegentlich im Rheintal, weil immer mehr Wasser für die gigantische Produktion gefunden werden muss.
Der Marketingerfolg mit Red Bull rund um den Globus hat Mateschitz mit einem auf 25 Milliarden Euro geschätzten Vermögen zum reichsten Österreicher gemacht. Nur die Automobilbauer-Dynastie Porsche-Piëch soll ihn mit 41,6 Milliarden Euro überflügeln.
Sein Imperium dürfte auch nach dem Tod des Gründers Dietrich Mateschitz unter Kontrolle der Familie bleiben. Sein Sohn Mark steht für die Nachfolge bereit.