Der Fall Borer scheint zu eskalieren: Mit massiven Vorwürfen und Anschuldigungen hat sich am Mitwochabend ex-Botschafter Thomas Borer bei Günther Jauchs Stern-TV auf RTL zu Wort gemeldet: Er und seine Frau Shawn Borer-Fielding prüften derzeit, ob und wie sie in den USA gegen den Schweizer Verlag klagen können. «Meine Frau ist Amerikanerin, ihr ungeborenes Kind, das sie verloren hat, wäre Amerikaner geworden - Amerika gibt uns ganz andere Rechtsmittel.»
Das Problem sei, dass der Ringier-Konzern, so behauptete Borer, «in der Schweiz alle paar Monate verurteilt» werde und jeweils 10 bis 15 000 Euro bezahlen müsse. «Das stört sie aber nicht, das bezahlen sie aus der Portokasse.» Deshalb prüfe Borer eine Klage in den USA, wo viel höhere Summen gesprochen werden können: «Ringier muss eine Lektion erteilt werden, die einige Jahre anhält.» Der «Hauptverantwortliche» aus Borers Sicht, Verleger Michael Ringier, habe sich selbst «mit seiner Gattin» in diese Geschichte involviert und auch er habe «den Überblick verloren». Denn diese «Abschussgeschichte» hätten sie «nie bringen dürfen, unabhängig davon, ob sie stimme oder nicht». Zudem habe der Ringier-Verlag keine Beweise vorlegen können: «Es gibt nicht mal ein Foto von Frau Rowe und mir zusammen. Das ist ein Skandal», ereiferte sich Borer.
Jauchs prominente TV-Plattform nutzte Borer aber auch, um Breitseiten gegen Djamile Rowe auszuteilen: «Frau Rowe ist ein willenloses Werkzeug.» Sie wurde, «und ich zitiere jetzt ihren Anwalt», betonte Borer, «einer Gehirnwäsche unterzogen.» Gemäss Stern-TV soll Rowe in der Anwaltskanzlei des Rechtsvertreters von Borer ein Video aufgezeichnet haben, das nächsten Montag an einer Pressekonferenz vorgespielt werden soll. Ob diese Vorführung nun möglich ist, ist allerdings fraglich, denn laut Agentur-Meldungen vom Donnerstagabend haben sowohl Verleger Michael Ringier, der Ringier-Konzern als auch die Journalistin Alexandra Würzbach am Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung eingereicht. Diese soll Rowe unter Strafandrohung von 250 000 Euro verbieten, ihre Anschuldigungen gegen Ringier zu wiederholen.
Konkret geht es um die zweite eidesstattliche Versicherung des 34-jährigen ex-Nacktmodells vom 7. Juli. Darin sagt sie, dass sie von Verleger Michael Ringier und der Blick-Reporterin Alexandra Würzbach unter Druck gesetzt worden sei. Fraglich ist auch, ob die von Borer gegen Rowe eingereichte Verleumdungsklage am kommenden Dienstag vor Gericht verhandelt wird, nachdem nun Rowe ihre Aussagen zugunsten von Borer geändert hat. Borer zu Jauch: «Es sind eine Vielzahl von Verfahren hängig.» Er beschäftige eine «ganze Truppe von Anwälten», die er bezahlen müsse und denen er nicht ins Handwerk rede.
Borer selbst habe mit Rowe nicht mehr geredet. Auf Jauchs Frage, ob er ihr Geld für ihre neue eidesstattliche Versicherung geboten habe, antwortete Borer: «Ein lächerlicher Vorwurf, so etwas würde ich nie machen. Ich bin ein Ehrenmann.» Mehr dazu: Ringier an Einigung mit Borer interessiert, Köpferollen bei Ringier nach der Borer-Affäre und Presserat fällt Entscheid zu Ringier/Borer im Herbst und Ringier geht gegen Djamile Rowe vor
Donnerstag
11.07.2002