Streit um die Preise deutscher Zeitschriften in der Schweiz: Die deutschen Zeitschriftenverlage haben unterschiedlich auf den Verkaufsstopp von Coop reagiert. Sie alle haben jedoch überhaupt kein Verständnis für die Massnahme der Detailhändlerin, einige Zeitschriften aus den Regalen zu nehmen, weil die Verlage Währungsgewinne nicht weitergeben.
Auf Nachfrage des Klein Reports verwiesen der Spiegel Verlag, Herausgeber des «Spiegels», und Hubert Burda Media, Herausgeber der «Freizeit Revue», auf die Stellungnahme des Verbands Deutscher Zeitungsverleger: «Mit dem willkürlichen Entfernen von Zeitschriftentiteln aus dem Sortiment verstösst Coop in diskriminierender Weise gegen bestehende Verträge. Der Leser, der ein vielfältiges Presseangebot sucht, wird sich anderen Anbietern zuwenden.»
Noch deutlichere Worte fand Thea Schellakowsky, Sprecherin von Egmont Ehapa Media. Der Verlag ist durch den Verkaufsstopp des Kindermagazins «Micky Maus» betroffen: «Die selektive Auslistung einzelner Zeitschriftentitel kommt einer Zensur gleich. Es ist unangemessen, wenn Einzelhändler in die Entscheidung der Leser eingreifen.»
Detailhändlerin Coop hat 13 Zeitschriften aus dem Sortiment genommen, darunter den «Spiegel», die Klatschhefte «Freizeit Revue», «Gala» und «Neue Post», das Modemagazin «Vogue» und das Disney-Comic-Heft «Micky Maus». Ersetzt wurden die Titel mit einem Schild, auf dem Coop die Preise der Zeitschriften mit einem «Genug ist genug» anprangert.
«Von populistischen Inszenierungen wie dieser, die auch einen Eingriff in die Pressefreiheit nach sich zieht, nehmen wir entschieden Abstand», doppelte Schellakowsky nach.
Egmont Ehapa stelle intensive Überlegungen an, um sicherzustellen, dass «Micki Maus» weiterhin an vielen Verkaufsstellen angeboten wird. «Dazu sind wir mit der Pressevertriebsstelle 7Days Media in intensivem Austausch.»
Direkte Gespräche mit Coop hat der Verlag laut Schellakowsky bisher noch nicht geführt. Das Verhalten könnte aber ein rechtliches Nachspiel haben: «Coop hat mit der Auslistung das Thema einseitig eskaliert. Wir prüfen derzeit alle - auch rechtliche - Mittel», betonte die Egmont-Ehapa-Sprecherin.
Auch bei Gruner + Jahr, Herausgeberverlag der von Coop ausgelisteten Magazine «Gala» und «Vogue», hat das Vorgehen der Detailhändlerin Kopfschütteln ausgelöst: «Wir können in keiner Weise nachvollziehen, dass Coop den eigenen Kunden den Zugang zu einer Reihe internationaler Magazine willkürlich verwehrt», sagte dazu Presseprecherin Suntka von Halen.
«Auf Wechselkursschwankungen einzelner Währungen, und zwar in beiden Richtungen, kann und wird der Verlag in seinem Auslandgeschäft nicht kurzfristig flexibel reagieren», erklärte sie weiter. «Bei Copypreisänderungen unserer Magazine wird aber der Wechselkurs bei der Auslandspreisgestaltung grundsätzlich kritisch mit einbezogen», gab sie sich abschliessend versöhnlich.
Als zu heikel für eine Antwort befand der Verlag Bauer Media die ganze Geschichte: «Wir geben zum momentanen Zeitpunkt kein Statement zu diesem Thema ab», schrieb Anika Otto aus Hamburg.