Nicht immer sind soziale Netzwerke so schlecht wie ihr Ruf. Gerade bei Katastrophen bieten sie Betroffenen eine Plattform, um sich effizient zu vernetzen und zu organisieren. Wie gut dies klappen kann, hat Ning Nan von der Sauder School of Business erforscht. Sie stellte fest: «Die Weisheit der vielen» im Social Web führt zu einem ebenso effektiven Krisenmanagement wie bei hierarchisch strukturierten Eingriffen.
Untersucht wurde der Prozess am Beispiel des Erdbebens in Sichuan im Jahr 2008 mit einer Stärke von 8,0 auf der Richterskala. Nan analysierte die Forenbeiträge von Studenten einer Universität in Chengdu und fand dort starke Tendenzen zu effizientem Krisenmanagement via Social Media.
In den Onlinekonversationen, die Nan untersuchte, formten sich Prozesse, die jenen von Krisenmanagement stark ähneln. Aber noch mehr erstaunte die Forscherin eine andere Tatsache: «Als ich die Daten zum ersten Mal sah, suchte ich nach Anführern in der Gruppe - aber ich war überrascht festzustellen, dass es keine gab, nicht einmal inoffiziell.»
«Niemand meldete sich, um die Führung zu übernehmen, aber während sie alle Ideen einbrachten, bildete sich eine kollektive Ordnung. Im Grunde war das Ganze mehr als die Summe seiner Teile», so Nan weiter. «Diese Studie legt den Fokus auf normale Mitglieder und zeigt, dass es genauso gut, wenn nicht sogar besser als ein Top-Down-Ansatz ist, wenn man diese mobilisiert und ihnen erlaubt, sich selbst zu organisieren», meint die Forscherin abschliessend.