Die Trendtagung E-Publishing des Medieninstituts des Verbandes Schweizer Medien versuchte erneut Antworten auf die «Digitale Transformation - Chancen für Verlage» zu geben. Gegen 30 Fachleute, meist Onlinevrantwortliche, Vermarkter und noch wenige Journalisten verfolgten die Referate von sechs Protagonisten der neuen digitalen Branche.
Simon Maurer von Karlen-Consulting AG sprach über die jüngste Entwicklung im Mediengeschäft und das schnelle Fortschreiten der Digitalisierung der Medien. Er zeigte auf, dass die Einführung von neuer digitaler Technologie immer schneller verläuft, brauchte es noch 16 Jahre, bis 25% der Bevölkerung mit PC ausgerüstet waren, dauerte die Einführung von iPhone nur 2,5 Jahre für denselben Prozentanteil.
Von der NZZ berichtete der Project Manager Online, Martin Werren, über die Digitalisierung bei der «Alten Tante» von der Falkenstrasse aus der Sicht der Redaktoren. Dazu brauche es ein «einfaches Werkzeug». Die Journalisten und Redaktoren sollten sich vom Layout-Denken, wie bei Printmedien üblich, verabschieden und sich auf die Textproduktion, also das Recherchieren und Schreiben, konzentrieren. Die Ausrichtung auf die digitalen Medien bedeute schnelles Handeln. Bei der NZZ sei das Ziel: «Jedes Quartal ein neues Produkt lancieren.»
Als einziger Journalist unter den Referenten konnte Joachim Braun, Chefredaktor «Nordbayerischer Kurier», ganz konkret das Verhalten der Redaktion bei der Implementierung von digitalen Strukturen im Redaktionssystem aufzeigen. Die regionale Tageszeitung aus Bayreuth ist dabei, auch eine digitale Ausgabe herzustellen, deren Content als Monats- oder Tagesabo oder als Einzelverkauf bezogen werden kann. Ein einzelner Beitrag kostet 39 Cents; heute würden 700 digitale Artikel der Zeitung pro Monat gebucht. Positiv falle ins Gewicht, dass sich die Reporter und Redaktoren dank digitaler Ausrichtung nicht auf den Umfang der Beiträge konzentrieren müssen, sondern schreiben können - ohne ans Ende zu denken. «Die Printausgabe ist deutlich besser geworden», so Joachim Braun.
Interessant für Journalisten und Verleger waren die Aussagen von Robin Schmitt, zusammen mit seinem Bruder Max-Philip Herausgeber des digitalen Mountainbike Magazins «Enduro»; er verwies auf die Tugenden engagierter Enthusiasmus und Kreativität. Als Lebenslauf des Jungunternehmers wurden ein abgebrochenes Jura-Studium und wenig Ausbildung geltend gemacht, ein Umstand, der für mehr Power in der Umsetzung von digitalen Projekten sorgen und oft mehr Erfolg als lange, fundamentale Planung bringen würde. Der einstige Drei-Mann-Betrieb ist nach drei Jahren auf 17 Mitarbeitende angewachsen und das zweisprachige (Deutsch undEenglisch) Magazin wird heute global vermarktet. Die Schmitts haben es gewagt, in den Velo-Markt einzusteigen, obwohl an deutschen Kiosken 17 Velozeitschriften zu kaufen waren.
Im digitalen Medienbusiness wirken sich oft nicht zu viele Marktkenntnisse positiv aus; weil mehr die emotionalen Qualitäten der Onlinepublikation herausgestrichen und weniger die Qualität der Inhalte betont werden. Die Journalisten hätten eben umzudenken, wurde von den Referenten gefordert. Im Zeitalter, wo jeder selber die Information über Internet und Googeln beschaffen kann, braucht es keine Lektoren des Geschehens mehr. Dafür müssten die Leser- und Benutzerinteressen mehr erforscht und im Redaktionsmix integriert werden. Diese Kongruenz hat aktuell eine neue Dimension errreicht, meint der Klein-Report-Berichterstatter. (Morgen folgt noch ein weiterer Bericht)