Der Grad der Nutzbarkeit behördlicher Dienstleistungen über das Internet ist in Europa im Laufe eines Jahres zwar von 60 auf 67% gestiegen - sie verliert aber an Fahrt. Insgesamt konnte Österreich den grössten Fortschritt bei seinen E-Government-Aktivitäten verzeichnen und legte um 27 Prozentpunkte auf nun 83% zu, wie am Donnerstag bekannt wurde. Auch die Schweiz wuchs von 49 auf 55%. Dies ergab die vierte Ausgabe der Studie zum elektronischen Serviceangebot der öffentlichen Hand, die Cap Gemini Ernst & Young im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt hat. Untersucht wurden 20 Dienstleistungsangebote für Bürger und Unternehmen in den 15 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island und der Schweiz.
Deutlich geringer als der Grad der generellen Online-Fähigkeit ist der Anteil der Dienste, die eine vollständige Transaktion erlauben. Nicht ganz die Hälfte (45%) aller betrachteten Angebote bieten diesen Service. Die führenden Nationen sind Dänemark, Österreich und Schweden. In der Schweiz ist allerdings noch keines der untersuchten Dienstleistungsangebote vollständig onlinefähig. «Ein Grund hierfür ist sicherlich die dezentrale, föderale Struktur der Schweiz, welche die Umsetzung erschwert. Der Wille zum Fortschritt im E-Government ist dennoch unverkennbar. Davon zeugen auch bemerkenswerte Initiativen wie eVanti.ch des eidgenössischen Finanzdepartements, das Guichet Virtuel ch.ch oder KMU-Info vom Seco, die landesweit ihre volle Wirkung in diesem und dem kommenden Jahr entfalten dürften», erläuterte Nicolas Schobinger von Cap Gemini Ernst & Young in der Schweiz.
Wie auch schon die vergangenen Untersuchungen zeigten, geht der Ausbau der elektronischen Serviceangebote für Unternehmen in beinahe allen Ländern schneller voran als der für bürgernahe Dienste (7 Prozentpunkte Zuwachs gegenüber 6 Prozentpunkten). Serviceangebote mit der Zielgruppe Unternehmen erreichen damit einen Umsetzungsgrad von 79%, 63% davon sind vollständig onlinefähig. Die Bürger der EU müssen sich bei den für sie relevanten Diensten hingegen mit einem Umsetzungsgrad von 58% und nur 32% komplett transaktionsfähigen Dienstleistungsangeboten begnügen. Für beide Gruppen gleich ist die Tatsache, dass die Verwaltungsstellen bevorzugt Angebote ausbauen, mit denen sie Geld einnehmen, so z.B. bei der Einkommenssteuer (94% Umsetzungsgrad) oder der Umsatzsteuer (96% Umsetzungsgrad). Dienste, die einen Service für den Bürger darstellen, wie beispielsweise Genehmigungen oder Registrierungen, liegen in der Rangfolge weit hinten. Die vollständige Studie unter http://www.ch.cgey.com
Donnerstag
29.01.2004