Der elektronische Handel bringt die Anleger wieder zum Schwärmen: Die Aktienkurse von E-Commerce-Anbietern wie Amazon, Yahoo oder eBay sind in den letzten Monaten geradezu explodiert. Der Trend dürfte nächstes Jahr auch auf die Schweiz übergreifen. Bereits sehen vereinzelte Beobachter eine neue Technologieblase, die nur darauf warte, wieder zu platzen. Jean-Dominique Pinget, Mitbegründer und Analyst des Anbieters von Finanzinformationen TheScreener.com in Nyon, sieht die Sache anders: «Vor drei Jahren hat der Markt einen sehr hohen Preis für Träume und Versprechungen bezahlt», sagt Pinget. «Jene Gesellschaften, welche die Krise überlebt haben, weisen heute dagegen Gewinne und steigende Umsätze aus.» Die gleiche Meinung vertritt Sam Blili, Professor für E-Commerce an der Universität Neuenburg: «Als im Jahr 2000 die Technologie-Blase platzte, gab es eine Unzahl von Anbietern von Internet-Dienstleistungen. Unterdessen hat sich die Spreu vom Weizen getrennt.» Die Grundlagen seien heute besser. «Man kann schliesslich die Investoren nicht gleich zwei Mal verschaukeln.» Blili betont die «fantastische Hebelwirkung» des Internets für das Marketing. Die so genannte New Economy ist seiner Ansicht nach alles andere als tot, sondern befindet sich im Gegenteil in einer rasanten Entwicklungsphase. Die Resultate der Firmen zeigen laut Blili klar, dass sich der Sektor in Nordamerika im Aufwind befindet. «Es wird aber wohl noch ein Jahr, im besten Fall sechs Monate, dauern, bis die Welle auch auf die Schweiz überschwabbt», schätzt der E-Commerce-Berater Pascal Rossini.
Gegenwärtig lägen die Internet-Budgets etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Viele Firmen hätten ihre Internet-Investitionen seit 2000 stark reduziert oder die Verwaltung ihrer Web-Seiten externalisiert. «Ab Ende 2004 wird das Internet indes auch in der Schweiz wieder mehr Geld generieren», zeigt sich Rossini überzeugt.
Montag
10.11.2003