Für die Ertragslage der Tageszeitungen ist laut Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), kein Silberstreif am Horizont des Werbemarktes in Sicht. In den vergangenen beiden Jahren musste die Branche einen Umsatzrückgang von 30 Prozent verkraften. Dieser negative Trend setzt sich fort, sagte Heinen, der auch Herausgeber der «Kölnischen Rundschau» ist, am Sonntag in einem Gespräch mit der dpa.
«Nach wie sorgen wir uns erheblich um die Rubrikenanzeigen, vor allem bei den Stellenangeboten.» Die Konjunkturflaute beeinflusse auch die Auflagenhöhe der Zeitungen. Er beobachte «eine schleichende Erosion schon seit Jahren», so Heinen weiter. Schuld trage nicht nur die demografische Entwicklung, sondern «vielen Leuten fehlt in der Krise einfach das Geld für ein Abonnement». Allerdings steige die Reichweite, da die Zeitung an die Nachbarn zum Mitlesen weiter gegeben werde.
Heinen beklagte zudem, dass der Gesetzgeber seit 1999 die Medien mit einer Unzahl von Vorschriften stark belaste. Betroffen seien durch die Neufassung des Gesetzes über geringfügig Beschäftigte vor allem die «guten und qualifizierten Zeitungsausträger». Vielfach müssten die Verlage mit teuren Notkonstruktionen und Nachbarzustellungen reagieren, um die Zeitungen einigermassen pünktlich zum Leser bringen zu können. Heinen forderte von der Politik: «Es muss Schluss sein mit diesen Belastungen, und es muss in aller Ruhe nachgedacht und geprüft werden, wo Belastungen wieder zurück genommen werden können.» Er lehnte aber jede staatliche Unterstützung rigoros ab: «Wir sind auch in schwieriger Situation keine Branche, die nach einer pressespezifischen Presseunterstützung ruft. Das haben wir nie getan und werden es auch nicht tun.»
Sonntag
23.03.2003