«Dschihad gegen Journalisten» ist der Bericht von Reporter ohne Grenzen (ROG) überschrieben: Ein Jahr nach dem Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins «Charlie Hebdo» dokumentiert die Journalistenorganisation, wie islamistische bewaffnete Gruppen wie der IS oder Al-Qaida gegen Medienleute vorgehen.
Pikanter sind etwa die Einblicke, die der Bericht in die Medienlandschaft des IS bietet. Da ist etwa von den «11 Geboten» für Journalisten zu lesen, die der IS im Oktober 2014 in der syrischen Provinz Deir Ezzor erlassen hat. Das erste Gebot verlangt von den Journalisten, dem Kalifen Treue zu schwören. Ein weiteres verbietet es, für TV-Kanäle zu arbeiten, die «islamische Staaten bekämpfen».
Ausserdem müssen Artikel vor der Publikation dem IS-«Mediendienst» vorgelegt werden. Bei jedem Verstoss gegen die Vorschriften wird der betreffende Journalist «zur Verantwortung gezogen». Journalisten, die objektiv über Aktivitäten des IS berichten, werden als «feindliche Soldaten» bezeichnet.
Umgekehrt ist der Terrorismusvorwurf ein Mittel, kritische Journalisten mundtot zu machen. So beschuldigen verschiedene Regierungen ehrbare Medienschaffende extremistische Propaganda zu verbreiten. Es wird ihnen unterstellt, sie seien Komplizen der Dschihadisten, verteidigten deren Aktionen oder spionierten für sie - so geschehen in Syrien, Somalia, Ägypten, Mali und der Türkei.
«Dschihadismus zählt heute neben den ärgsten Diktatoren zu den schlimmsten Feinden der Pressefreiheit weltweit», erklärte ROG-Generalsekretär Christophe Deloire am Dienstag gegenüber den Medien. «Ohne eine Mobilisierung gegen diese Hassideologien, die mitunter von Staaten unterstützt werden, wird es nicht möglich sein, Journalisten - und alle anderen Menschen - zu schützen.»