Reporter ohne Grenzen (ROG) ist äusserst besorgt über Drohungen des aserbaidschanischen Sportministers Azad Rahimow gegen den bekannten, in Deutschland lebenden aserbaidschanischen Journalisten Emin Milli. Dieser hat sich in den vergangenen Wochen mehrmals kritisch über die politische Führung in Baku und über die am Sonntag zu Ende gehenden Europaspiele in Aserbaidschan geäussert.
Nun liess ihm der Sportminister aus Baku über Dritte zukommen, dass er «nicht mehr sicher sei». Milli stehe hinter einer Schmutzkampagne gegen Aserbaidschan, der Staat werde ihm nicht verzeihen und man werde ihn kriegen, in Deutschland oder auch woanders.
In den Wochen vor den Spielen hat Milli in zahlreichen Interviews etwa gegenüber ARD, ZDF, Deutsche Welle und dpa die Führung in Baku wegen der Menschenrechtslage in dem Land kritisiert und auch die hohen Kosten für die Spiele angeprangert.
Auch der von Milli 2013 in Berlin gegründete, aserbaidschanische Exilsender Meydan TV, dessen Berichterstattung im Zuge einer Kooperation auch von der britischen Tageszeitung «The Guardian» übernommen wird, berichtete kritisch über die Spiele.
In den vergangenen Monaten ist die Regierung in einer bislang beispiellosen Repressionswelle gegen so gut wie alle unabhängigen Journalisten und Oppositionsmedien vorgegangen. So wurde am 5. Dezember 2014 die bekannte Journalistin Khadija Ismajilowa verhaftet, die unter anderem für Recherchen in höchsten Regierungskreisen bekannt ist.
Im Vorfeld der Europaspiele hat die Regierung in Baku versucht, auch die internationale Berichterstattung zu steuern und möglichst wenig Kritik zuzulassen. So hat sie zwei internationalen Sportjournalisten die Einreise zur Berichterstattung verweigert. Sowohl der sportpolitische ARD-Reporter Florian Bauer wie der für Sport zuständige Chefkorrespondent der britischen Zeitung «The Guardian», Owen Gibson, hatten sich jeweils um eine Akkreditierung für Berichterstattung bemüht. Beide durften Aserbaidschan jedoch nicht betreten.