Mit Werbung alleine lasse sich kein «gutes» Fernsehprogramm finanzieren: Im Streitgespräch mit SVP-Nationalrat Gregor Rutz hat Roger Schawinski die Kompetenz derjenigen, die etwas anderes behaupten, negiert. Und 3+-Chef Dominik Kaiser wurde geehrt, weil er es dennoch geschafft hat, seine Sender mit Werbung zu finanzieren.
Die Befürworter der «No Billag»-Initiative sowie das Parlament seien in Sachen Radio und Fernsehen «inkompetent», so Schawinski. Nicht immer freiwillig sorgte er mit seiner emotionalen Verteidigung der SRG für Lacher unter den Besuchern der Dreikönigstagung vom Dienstag.
So fragte er sein Gegenüber im Streitgespräch, ob dieser «irgendeine Erfahrung in Sachen Radio und TV» habe. Gregor Rutz zögerte: «Ich bin es nicht gewohnt, dass man antworten darf, wenn Sie etwas fragen.» Der erste Lacher.
Schawinski zitierte munter aus seinem eigenen Buch, schenkte auch Gregor Rutz ungefragt ein Exemplar, «damit Sie auch noch etwas lernen», wie er beifügte. Der SVP-Mann erwähnte im Gespräch, dass er «No Billag» nur unterstütze, weil im Parlament sämtliche Gegenvorschläge gescheitert sind. Die SVP habe unter anderem die Halbierung der Gebühren gefordert, erinnerte Rutz.
Aber Schawinski schmetterte ab: Eine Halbierung der Billag-Gebühren auf 200 Franken bezeichnete er als «Reflex von Leuten, die keine Ahnung haben» - um danach selber eine Reduktion der Gebühren auf 300 Franken zu verlangen. «Ich habe konkrete Vorschläge als Erster gebracht», befand Schawinski. Noch ein Lacher ging durchs Publikum.
Dass sich - entgegen der Ansicht Schawinskis - durchaus auch ein privater Schweizer Fernsehsender durch Werbung finanzieren lässt, zeigte 3+-Chef Dominik Kaiser, der deshalb vom «Schweizer Journalist» als Medienmanager des Jahres ausgezeichnet wurde.
«Wäre die Branche ein Zirkus, so wären Sie die Hauptattraktion», befand Johann Oberauer, Verleger des Branchenmagazins, in seiner bildhaften Laudatio zu Ehren von Kaiser. Den Senderchef von 3+ verglich er mit einem Trapezkünstler, der dem Publikum einen vierfachen Salto vorführt. Dieses applaudiere zwar. Und dennoch hinterlasse die Vorführung ein «schales Gefühl».
Denn der Trapezkünstler Kaiser zeige dem Publikum zwar Technik, jedoch kein Herz. Übertragen auf den Fernsehunternehmer zeige dieser zwar Unterhaltung, jedoch kein Programm, das darüber hinaus eine gesellschaftliche Aufgabe erfülle. «Herr Kaiser, dieses Land braucht Sie», plädierte Oberauer. «Wir applaudieren, geben Ihnen aber auch eine Aufgabe mit.» Die Aufgabe, in den Programmen von 3+ auch «Werte» zu vermitteln.
«Diesen Aufruf zu einem Selbstmordattentat werde ich nicht umsetzen», erwiderte Dominik Kaiser und zeigte damit deutlich, dass seine Aufmerksamkeit auch künftig alleine dem Unterhaltungsfernsehen gelten wird. «Die News überlassen wir den Anderen, davon haben wir keine Ahnung.»