Dem Verlegerpräsidenten Hanspeter Lebrument kam auch an der diesjährigen Dreikönigstagung die Ehre zu, das erste Referat halten zu dürfen. Er äusserte sich wie gewohnt angriffig. Das Schweizer Fernsehen, dessen starke Position im Markt er sonst häufig kritisiert, war diesmal aber kein Thema, dafür Ueli Maurers Rede am Verlegerkongress vom September in Interlaken.
Die Rede des letztjährigen Bundespräsidenten Maurer wurde damals von den Anwesenden mit Buhrufen und Pfiffen quittiert. Für ihn sei der Anlass in Interlaken der «Aufreger des Jahres» gewesen, resümierte Lebrument an der Veranstaltung im World Trade Center in Zürich.
Lebrument übte deutliche Kritik an der Aussage des Bundespräsidenten. Dieser hatte den Medien vorgehalten, ihre Produkte würden sich inhaltlich kaum unterscheiden und es herrsche weitgehend ein mediales Meinungskartell. Der Verlegerpräsident schoss sich vor allem auf den Begriff Mainstream ein.
Begonnen habe die Mainstream-Debatte in der Medienbranche mit einer Rede von Christoph Blocher im Jahr 2003. Die Medien würden nicht «schreiben, was ist», sondern sie würden «schreiben, was andere schreiben», so der damalige SVP-Bundesrat.
Die Politik habe später den Begriff Mainstream eingeführt, um die Medien kleinzumachen, so Lebrument. Und die Wissenschaft, «angeführt von Professor Kurt Imhof», habe den angeblichen politischen Mainstream in den Medien in ein Geschäftsmodell Mainstream umgedeutet.
Unterstützt worden sei die Wissenschaft von Sponsoren, die «irgendeinmal zu Recht oder Unrecht von den Medien geknüppelt» worden seien und die auf den Beleg hofften, «dass die Medien eine Ab- und Nachschreiberbranche seien».
Die Wissenschaft habe den Begriff Mainstream um den Begriff Qualitätsabbau ergänzt; und nun seien auch die Linken auf das Thema aufgesprungen und würden darüber hinaus auch noch von Demokratiedefiziten sprechen. Er warte nur noch darauf, dass es «Mainstream ist, vom medialen Mainstream zu reden».
Lebrument richtete aber auch Kritik an die Medienbranche und stellte die Frage, weshalb die Branche «so beleidigend buhrufig» geworden ist. Als einen Grund für die negative Rückmeldung auf die Rede Maurers aus dem Publikum sieht er das Fernbleiben der Publizisten, die sich für die Verlegertagung in Interlaken einen Ersatzanlass ausgedacht hätten.
Die Zuhörerschaft habe vor allem aus Kadern des Lesermarktes und des Werbemarktes der Verlage, des Papierverkaufs und der Zeitungstechnik bestanden, so Lebrument. Als Maurer dann von einer «selbst verfügten Gleichschaltung» gesprochen habe, sei die Stimmung wie in der Muttenzer Kurve nach einem Schiedsrichterentscheid vollends gekippt.
Den Grund für die vehemente Reaktion beim Publikum sieht er darin, dass das anwesende Kader aus den Verlagen im Alltag stets zu belegen habe, was das Besondere, das Einzigartige an ihrem Medium sei. «Sie hatten auch nicht Tischnachbarn aus der Publizistik, die sich an Auseinandersetzungen gewohnt sind.»
«Wäre das publizistische Führungspersonal in diesem Saal angemessen vertreten gewesen, wären wir um die Buhrufe, die uns noch lange nachgesagt werden, herumgekommen», sagte Lebrument. «Ich entschuldige mich, dass eine Branche, die mit dem Wort ficht, zu unartikulierten Misstrauensausbrüchen gegen den letztjährigen Bundespräsidenten greift.»
Zuletzt rief er die Medienschaffenden zum Zusammenhalt in der Branche auf. «Wir sind bis heute den Beweis schuldig geblieben, dass wir tatsächlich einen wichtigen Branchenanlass machen können, der ähnlich wie die Landwirtschaft, die sich am Olma-Eröffnungstag bei allen Unterschiedlichkeiten trifft, auf grosse Resonanz stösst», schloss er.