Mit Spannung wurde die Antrittsrede von Christian Dorer, dem neuen starken Mann bei Ringier, erwartet. Als designierter Chef der Blick-Gruppe machte er vor ein paar Tagen seinem neuen Arbeitgeber im Pressehaus an der Dufourstrasse seine Aufwartung.
Dorer war gekommen, um die verunsicherte Belegschaft über seine Ziele bei Ringier zu orientieren. Das wollte sich keiner entgehen lassen, und so war der Aufmarsch im Newsroom doch überraschend gross, so ein Insider zum Klein Report.
Christian Dorer sprach in seiner Ansprache an die Ringier-Mitarbeiter vor allem darüber, dass er «die Freude am Arbeitsplatz wieder erhöhen möchte». Was die Mitarbeiter natürlich gerne gehört haben. So soll auch das Unding «der ständig wechselnden Arbeitsplätze im Newsroom bald der Vergangenheit angehören. Denn es ist nicht sehr motivierend, nicht zu wissen, ob man einen Platz hat oder nicht», so eine Mitarbeiterin gegenüber dem Klein Report.
Christian Dorer wurde aber nicht nur geholt, um die Stimmung am Arbeitsplatz zu steigern. Natürlich will man auch von ihm Ansätze hören, wie das Print-Geschäft wieder angekurbelt werden soll. «Die Leserzahlen müssen erhöht werden», so die klare Botschaft des Aargauers. Wie genau er das schaffen will, behielt Dorer aber für sich.
Auch sein Vorgänger im Amt, Wolfgang Büchner, hatte ähnliche Visionen und Pläne. «Darin unterscheidet sich Dorer nicht von seinem Vorgänger. Doch seine ruhige, überlegte Art kommt bei vielen Mitarbeitern gut an. Vielleicht kehrt mit Dorer ja endlich etwas Ruhe ein», hofft ein langjähriger Redaktor.
Ruhe ist ein gutes Stichwort: Die will Christian Dorer auch dem Interims-Chef beim «Blick», Andreas Dietrich, geben. «Ich möchte zuerst mit ihm zusammenarbeiten und dann in Ruhe überlegen, was für den 'Blick' das Beste ist.»
So weit, so gut. Auch wenn Christian Dorer zurzeit noch offiziell Chefredaktor der «Aargauer Zeitung» ist, so hat sein neues Leben als Chef der Blick-Gruppe längst begonnen. Das läuft jetzt alles parallel. Muss es ja auch, denn es warten sehr viele Baustellen bei Ringier auf ihn.
Eine grosse Baustelle ist auch das rigide Sparprogramm, das Ringier in nächster Zeit umsetzen will. Die ersten Kündigungen, die kürzlich ausgesprochen wurden, haben aber anscheinend noch nichts mit dem Sparprogramm zu tun, sondern hängen mit Umstrukturierungen zusammen.
Den betroffenen Mitarbeitern – es handelt sich dabei um Ana-Maria Haldimann, langjähriger Beauty-Profi, Autor Attila Albert und ipad-Mitarbeiter Georges Heusser – ist es aber ziemlich egal, ob sie wegen Umstrukturierungen oder Sparprogramm den Job verloren haben.
Für die meisten Ringier-Mitarbeiter ist klar: Die drei sind erst der Anfang.