Und da fliegen und fahren sie wieder ein - ins kleine Städtchen Locarno und ins malerische Ascona. «Komme gerade aus Beirut», lacht Filmregisseur Samir, der am Freitagnachmittag über den Flughafen Mailand-Malpensa ans 68. Filmfestival Locarno gereist ist.
Seine Ehefrau, die Filmregisseurin Stina Werenfels, kam von Zürich mit dem Zug, um am Samstagmorgen um 11 Uhr im Kinosaal Fevi ihren vielbeachteten zweiten Film «Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» zu zeigen: «Für diese Uhrzeit kamen überraschend viele Besucher», sagt Werenfels, die eine Adaption des Theaterstückes von Lukas Bärfuss` Drama über eine geistig zurückgebliebene Frau, die ihre Sexualität entdeckt, gemacht hat.
«250 Leute sind am Ende des Films geblieben, um über den Film zu sprechen und ihre Erfahrungen auszutauschen», so die Regisseurin gegenüber dem Klein Report. «Das Gespräch hat auf hohem intellektuellen Niveau eine grosse Dynamik entwickelt», merkte Samir an. «Eine Dame hat von ihren Erfahrungen mit Sexualität und ihrem behinderten Kind gesprochen.» Das Fevi-Publikum war beeindruckt.
«Vor Ergreifung sind uns die Härchen hochgestanden», sagten die beiden Filmemacher über die packenden emotionalen Momente, die sie im Kinosaal in Locarno erlebt haben.
In «Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» geht es um die erwachenden sexuellen Gelüste einer 18-jährigen jungen Frau, die geistig behindert ist.
Doras beruhigende Medikamente hat ihre Mutter erst kürzlich abgesetzt. Ungebremst stürzt sich die junge Frau nun ins Leben und findet Gefallen an einem Mann. Bald haben die beiden spontan Sex - zum Erschrecken der Mutter. Dora trifft sich ohne das Wissen ihrer Eltern weiterhin mit dem zwielichtigen Mann, der sichtlich von ihrer befreiten Sinnlichkeit angetan ist. Es kommt zu heftigen sexuellen Kontakten. Während ihre Mutter sich vergeblich ein zweites Kind wünscht, wird Dora zwei Mal in kurzer Zeit schwanger.
Die Schauspieler sind: Victoria Schulz, Lars Eidinger, Jenny Schily und Urs Jucker; produziert haben den Film Karin Koch und Samir und hinter der Kamera stand Lukas Strebel. Schnitt: Jann Anderegg, Musik: Peter Scherer und die Ausstattung übernahm Beatrice Schultz. «Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» ist im Verleih der Filmcoopi.