Vom Ghostwriter zum Redner mit eigener Überzeugung. «Als Berater und Ghostwriter hinter den Kulissen sorgen wir dafür, dass politische Akteure und Themen die nötige Resonanz in Medien und Öffentlichkeit finden. Neuen Playern auf dem politischen Parkett ermöglichen wir den Einstieg in die Karriere», heisst es auf der Webseite von Gut Communications.
Jetzt will der Helfer im Hintergrund selbst in den Vordergrund treten. Der Ex-«Weltwoche»-Journalist Philipp Gut und heutige Verleger der «Umwelt Zeitung» hat sein Interesse für den Nationalrat angekündigt.
Lanciert hat Guts Kandidatur SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Am 8. Dezember muss der Kantonalvorstand Aargau der Kandidatur noch zustimmen.
Der «Blick» kommentiert: «SVP setzt auf Promis für den Nationalrat». Denn gleichzeitig ist auch noch die Bewerbung der Extremsportlerin Evelyne Binsack bekannt geworden.
«Ich will die Schweiz retten», begründet Philipp Gut gegenüber der «Aargauer Zeitung» seine Kandidatur für den Nationalrat ziemlich selbstlos. Er störe sich vor allem daran, dass der Staat den Menschen immer mehr vorschreiben wolle.
Exekutive, Legislative und Judikative sowie als vierte Gewalt die Medien hiess die Zauberformel der Gewaltentrennung in der Schweiz bis jetzt. Da Gut weiterhin journalistisch tätig sein wird, gehört er somit gleich zwei der vier entscheidenden Mächte an. «Doppelt genäht hält besser», sagt dazu der Volksmund.
Ein Vorteil sicher auch für sein Kommunikationsunternehmen, wo es weiter heisst: «Sie wollen in der Politik Erfolg haben oder eine politische Kampagne lancieren? Dann profitieren Sie von unserem Know-how in wirkungsvollem Campaigning sowie der Vernetzung im Politbetrieb und in den Medien.»
Keine leeren Worte nach einer möglichen Wahl von Gut in die Legislative wird das Versprechen auf seiner Webseite sein: «Wir haben das Handwerk der politischen Kampagnenführung nicht in der Theorie gelernt, sondern in der Praxis erprobt.»
Der «NZZ am Sonntag» ist aufgefallen, dass der «Turbo» Philipp Gut und Ex-Vizechef der «Weltwoche» bei einer Wahl dann bereits der dritte SVP-Journalist im Bundeshaus wäre, neben «Weltwoche»-Chef Roger Köppel und Peter Keller, der für das gleiche Blatt freier Autor ist. «Damit hätten die rechten Journalisten zwar noch nicht Fraktionsstärke erreicht. Für eine Parlamentariergruppe dürfte es reichen, mit Christoph Mörgeli als Ehrenmitglied», witzelt das Sonntagsblatt.
Auch bei der Linken finden sich bekannte Ex-Journalisten. Neu will der ehemalige SRF-Moderator Ueli Schmezer für die SP Bern in den Nationalrat. Das frühere «Kassensturz»-Aushängeschild stösst bei der SVP allerdings auf Widerstand. Der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann will SRF-Moderatoren die nationale Politik verbieten. Grund: Diese erhielten gratis Werbung.
Wobei der Klein Report aus diesem Argument ableiten könnte, dass im Bereich der vierten Gewalt dem Fernsehen in Sachen Werbung angeblich mehr vertraut wird als dem Print, selbst bei einem Blatt mit dem Titel «Die Weltwoche».