2013 sind weltweit mehr als doppelt so viele Journalisten entführt worden wie 2012. Ihre Zahl stieg auf 87 im Vergleich zu 38 im Vorjahr. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen (ROG) hervor.
Gesunken ist allerdings die Zahl der Journalisten, Blogger und Bürgerjournalisten, die 2013 bei ihrer Arbeit getötet wurden: 71 Journalisten sowie 39 Blogger und Bürgerjournalisten kamen ums Leben, im Vorjahr waren es 88 Journalisten sowie 47 Blogger und Bürgerjournalisten. Neu in der Liste der gefährlichsten Länder für Medienschaffende finden sich Indien und die Philippinen.
Die Zahl der getöteten Journalisten ist laut der ROG-Jahresbilanz von 2013 zwar gesunken, liegt aber immer noch deutlich höher als in den Jahren vor dem Höchststand von 2012. Im vergangenen Jahr hatte ROG so viele Morde an Medienschaffenden gezählt wie nie zuvor, seit die Jahresbilanz 1995 zum ersten Mal veröffentlicht wurde.
Die Arbeit von Medienschaffenden ist insgesamt weltweit keineswegs sicherer geworden; dies verdeutlicht nicht zuletzt die um neun Prozent (auf 2160) gestiegene Zahl der Angriffe und Drohungen gegen Journalisten. Besorgniserregend ist ausserdem die extrem hohe Zahl von Entführungen, mit denen vor allem in Syrien Medienschaffende systematisch zum Schweigen gebracht werden.
Syrien war denn auch 2013 das gefährlichste Land für Medienschaffende, zehn professionelle Berichterstatter und 35 Bürgerjournalisten wurden getötet. Zu den fünf gefährlichsten Ländern gehörten in diesem Jahr auch Indien und die Philippinen: In Indien ging 2013 von Mafiagruppen, Demonstranten und Anhängern politischer Parteien eine beispiellose Welle der Gewalt aus. Auf den Philippinen schiessen immer öfter Bewaffnete von Motorrädern aus Journalisten nieder, ohne Strafen fürchten zu müssen.
Im Bürgerkriegsland Somalia starben 2013 zwar deutlich weniger Journalisten als im Vorjahr (sieben im Vergleich zu 18), dennoch bleibt es eine der gefährlichsten Regionen weltweit für Medienschaffende. Weiterhin auf der Liste der gefährlichsten Länder steht auch Pakistan. Im Gefängnis sitzen wegen ihrer Arbeit momentan 178 Journalisten weltweit, die meisten von ihnen - wie schon 2012 - in China, Eritrea, der Türkei, dem Iran und Syrien.
In den genannten «gefährlichsten Ländern für Medienschaffende» sind diese an Leib und Leben bedroht. Solche Bedrohungen erleben Medienschaffende und Blogger in Europa und der Schweiz nicht. Dennoch macht sich ROG Schweiz auch zur Situation der Informationsfreiheit in Europa Gedanken: «Wenn in England `Guardian`-Chefredaktor Alan Rusbridger von einem Parlamentsausschuss gefragt wird, ob er sein Land liebe, nur weil er Edward Snowdens Enthüllungen zur NSA-Überwachung veröffentlicht, wird einem bewusst, dass Informationsfreiheit selbst in Europa keine Selbstverständlichkeit ist», sagt Thérèse Obrecht Hodler, Präsidentin von ROG Schweiz.