Zum Abschluss ihrer kleinen Leserundreise von Deutschland über Wien nach Zürich gastierten die Autorin Donna Leon und die Schauspielerin Annett Renneberg am Sonntagabend im Zürcher Schauspielhaus. Das aufmerksame Auditorium erlebte, wie die Amerikanerin, die in Venedig lebt, mit spürbarer Freude und Gestik vorlas, wie sich Commissario Brunetti und seine charmant resolute Gattin Paola am Empfang des Conte, Paolas Vaters, gütlich taten und der rätselhaften «La Superliftata» begegneten. Sie spielt eine nicht unwesentliche Rolle in Donna Leons neustem Buch «Schöner Schein. Commissario Brunettis achtzehnter Fall» (Diogenes Verlag).
Annett Renneberg, die seit Beginn der Fernsehverfilmungen die grazile, pfiffige Elettra spielt, wechselte sich beim Vorlesen mit der Autorin ab - mal Englisch, mal Deutsch. So eine Lesung ist immer auch eine Werbeveranstaltung und Verneigung vor dem Lesepublikum, in diesem Fall vor 300 Leuten. Nein, Donna Leon sei ihr echter Name, doch als Löwin fühle sie sich nicht, Brunetti werde in naher Zukunft nicht sterben, und sie schreibe so lange weiter, wie es ihr Spass mache, beantwortete die Leon entsprechende Fragen.
Die Erfinderin des Commissario liess es sich natürlich nicht nehmen, auf ihr frisch gedrucktes Buch «Tier und Töne» (Diogenes) aufmerksam zu machen. Die grosse Händel-Anhängerin hatte in alten Büchern (im mittelalterlichen Bestiarium u.a.) gestöbert und zwölf Tierporträts der alten Art verfasst - vom Löwen bis zum Phoenix und zu Turteltauben, illustriert von Michael Sowa. Das ganze Büchlein wird mit einer CD und zwölf Tierarien bereichert, komponiert von Georg Friedrich Händel. Dazu lieferte Donna Leon manche süffisante Tiergeschichte auf der Bühne, beispielsweise von ihrer Begegnung mit dem riesigen gefrässigen Flusspferd (Nilpferd) im Wiener Zoo. Dabei bewies die Krimiautorin, die nie so recht weiss, wie die Geschichte endet, wenn sie mit dem Schreiben beginnt, viel Humor und sprühte nur so vor Fabulierlust.




