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Dienstag
07.03.2023

TV / Radio

Vorderhand gibt es vom geplanten Video zum Song «Justice for All» nur ein Standbild...              (Screenshot Youtube)

Vorderhand gibt es vom geplanten Video zum Song «Justice for All» nur ein Standbild... (Screenshot Youtube)

Es ist ein Song, der Geschichte singen könnte. Donald Trump hat am 2. März eine Musikproduktion veröffentlicht, die den Ex-Präsidenten in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Einem künstlerischen nämlich.

Dabei wird es den Zuhörenden nicht ganz klar: Soll hier die Absurdität von Monty Python mit einer Veräppelung noch einmal getoppt werden? Oder ist es eine Hommage an Jimi Hendrix?

Dieser hat bekanntlich die amerikanische Nationalhymne «The Star-Spangled Banner» in Woodstock zu Demonstrationszwecken verfremdet, indem er seine Gitarrenriffs aufheulend wie angreifende Kampfflieger klingen liess.

Bei Trump tönt es wenigstens ein bisschen harmonischer.  Im Lied «Justice for All» hat sich Trump als Frontmann mit dem «J6 Prison Choir» ins Studio begeben.

Dieser «Gefangenen-Chor» setzt sich laut «Forbes» aus Personen zusammen, die wegen Beteiligung am Sturm auf das US-Kapitol festgenommen wurden. Den Auftakt des Songs macht der Chor, der die Nationalhymne der USA singt, während Donald Trump zwischendurch die «Pledge of Allegiance» rezitiert, also den Treueschwur auf die Nation.

Die Wortpassagen von Trump wurden auf seinem Wohnsitz in Mar-a-Lago eingesprochen, während der Gesang des Chors über ein Gefängnistelefon aufgenommen wurde, wie es heisst.

Laut US-Musikkritikern ist auch noch ein Video zum Song geplant. In diesem sollen «patriotische Akte» von Trump mit Szenen vom Sturm auf das US-Kapitol unterschnitten werden.

Aktuell ist vom Clip erst ein Standbild zu sehen. Dieses zeigt die Innenseite einer Gefängniszelle, in der anhand von Zählstrichen an der Wand bereits viele Tage eingeritzt wurden, während der Ausblick aus dem vergitterten und mit Stacheldraht abgesicherten Fenster die Flagge der Vereinigten Staaten zeigt.

Die Nähe zwischen den Ausschreitungen am 6. Januar 2021 und dem Song spiegelt sich nicht nur in den Beteiligten wider, sondern ist auch am Ende des Liedes zu bemerken. Dort ruft der Chor «USA! USA! USA!». Genauso, wie es damals der Mob beim Sturm auf das Kapitol skandiert hatte.

Die «Washington Post» sieht in ihrer Musikkritik zudem Ähnlichkeiten zu dem Rhythmus der Parole «Hang Mike Pence!», mit der der Mob auf eine potenzielle Anerkennung der Wahl durch den Vizepräsidenten reagierte.

Und damit dies alles nicht nur negativ tönt: Der Erlös des Songs soll an die Familien von Personen gehen, die aufgrund ihrer Teilnahme bei dem Sturm auf das Kapitol zu Haftstrafen verurteilt wurden.

Veröffentlicht wurde der Song am Freitag auf Apple Music, Spotify und YouTube.

Wie weit Donald Trump mit der Produktion vor allem auch Wahlkampf betreiben wollte, wird nicht ganz klar. Ein Trump-Wahlkampfberater sagte CNN, dass die Beteiligung des ehemaligen Präsidenten an der Produktion des Songs «nicht von seiner Präsidentschaftskampagne angeführt» wurde. Auf Youtube ist in den Credits zu «Justice for All» aber klar zu lesen: «Composer: Donald J. Trump».