Die 46. Ausgabe von Visions du Réel in Nyon definiert sich als Ort der Meinungsfreiheit und des Durchbruchs aussergewöhnlicher Frauen.
«Die so oft ausgerufene Freiheit wird niedergeschlagen, mit Füssen getreten, Minderheiten werden beseitigt, die Menschenrechte missachtet, die Meinungsfreiheit wird geknebelt oder gar kaltblütig aus dem Weg geschafft», sagte Festivalpräsident Claude Ruey an der Medienkonferenz gegenüber dem Klein Report und meinte: «Sollte nur ein Ort der Freiheit bleiben, dann wäre das Visions du Réel. Denn der Daseinszweck eines Festivals wie des unseren war es schon immer, die Welt ohne Zensur, ohne Einschränkung und in aller Freiheit willkommen zu heissen.»
Vor dem Hintergrund des kritischen Zustands der heutigen Welt zeichnen sich die Porträts aussergewöhnlicher Frauen ab. Sie leisten Widerstand, sind Pionierinnen, Künstlerinnen, Hoffnungsträgerinnen und geben den ausgewählten Filmen Farbe. Auch hinter der Kamera wirken Frauen: 40 Prozent der 160 von Visions du Réel ausgewählten Filmschaffenden sind weiblich.
Die Schweizer Filmproduzentin Franziska Reck («Shana - The Wolf`s Music») ist etwa mit Anka Schmids Raubtierdompteurinnen-Portrait «Wild Women - Gentle Beasts» im Festivalprogramm vertreten. Im Eröffnungsfilm «Au crépuscule d`une vie» zeichnet der belgische Regisseur Sylvain Biegeleisen das strahlende Porträt seiner Mutter, in dem Humor, Lieder, angebrannte Mahlzeiten und Rauchkringel der Zigarette zu Alltagsritualen werden, die den Rhythmus einer Zeit der Ungewissheit vorgeben.
Die künstlerische Leitung und das Auswahlkomitee von Visions du Réel, das vom 17. bis 25. April stattfindet, verzeichnen einen neuen Rekord: Insgesamt wurden 3700 Dokumentarfilme gesichtet. «Wir suchen Werke, die durch ihre formalen und ästhetischen Ausrichtungen persönliche Beschreibungen und Auslegungen der Realitäten von Vergangenheit und Gegenwart eröffnen», so Festivaldirektor Luciano Barisone.