An Heiligabend ist es wieder so weit: Mit der ganztägigen «Licht ins Dunkel»-Fernsehsendung ruft der ORF auch am 24. Dezember 2022 wieder für Spenden für Menschen mit Behinderung auf.
Pünktlich zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember kommt nun Widerstand dagegen auf: Unter dem Titel «Das Spenden-Problem: Warum Menschen mit Behinderung die Abschaffung von ‚Licht ins Dunkel‘ fordern» hat die Online-Plattform «andererseits» eine 30-minütiges Dokumentation gedreht, welche die ORF-Spendenshow in einem so harten Ton attackiert, wie man ihn von Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Behindertenbereich nicht gewohnt ist.
«‚Licht Ins Dunkel‘ braucht zwei Rollenbilder zum Überleben: Wohltäter*innen (= Politik, Promis, Unternehmen, Bevölkerung) und Hilfsbedürftige (zum Beispiel Menschen mit Behinderung). Solange sich das bei der Aktion nicht ändert, verbaut ‚Licht ins Dunkel’‘ damit den Weg zu einer inklusiven Gesellschaft», bewirbt «andererseits» ihre Dokumentation.
In dieser kommen nebst dem Verein Licht ins Dunkel und dem ORF vor allem viele Menschen mit Behinderung zu Wort. Ihr Grundtenor: Menschen mit Behinderung sollen nicht ständig als Opfer mit einem grossen Problem dargestellt werden, deren Schicksale minutenlang von trauriger Musik untermalt wird.
Besonders deutlich wird dies in einer Szene aus der ORF-Livesendung, in der DJ Ötzi singt – und um ihn herum ein kleiner Bub mit Beinprothese auf dem Trottinett herumkurvt, damit auch ja kein Auge beim Studio- und Fernsehpublikum trocken bleibt.
Wohlgemerkt: Diese Szene stammt nicht aus den 70er-Jahren, sondern aus dem Jahr 2021. Vergessen scheint hier und überhaupt im ganzen Sendungskonzept die 2006 verabschiedete UNO-Behindertenkonvention, die Chancengleichheit als oberstes Ziel hat.
Anschauen kann man sich den Film, der gemäss eigenen Angaben von «andererseits» seit der Onlinepremiere vom Montag, 29. November 2022 bereits über 10’000 Mal gesehen wurde, auf der Website der Organisation.
Der Film ist kostenlos abrufbar, Spenden will «andererseits» dafür konsequenterweise nicht. Stattdessen stehen bei der Online-Plattform, bei der Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten, drei verschiedene Abomodelle für zusätzliche Bezahlinhalte zur Auswahl.
Ganz so, wie es sich Menschen mit Behinderung von modernen Medienangeboten wünschen.