Doktor Samuel Stutz ist ein umtriebiger Mensch. Er trat Ende der Achtzigerjahre in «Wetten, dass» auf und bestimmte mit blosser Nase die Temperatur von Wasser. Er moderierte von 2001 bis 2007 die Ringier-Sendung «Gesundheit Sprechstunde» und holte die kranke Prominenz des Landes vor die Kamera. So wurde Stutz zum «Doktor der Nation», wie die «NZZ am Sonntag» schreibt; nun sei er für Ringier auch als freier Mitarbeiter für die «Schweizer Illustrierte» nicht mehr tragbar, weil er beim Bakom gegen Ringier intrigiert habe.
Als TV-Moderator war Samuel Stutz bereits nicht in eitel Freude abgegangen, weil Ringier ihn nicht entsprechend an der Sendung beteiligen wollte, so seine Aussage. Der 49-jährige Stutz ist mittlerweile seit 20 Jahren für den Konzern an der Zürcher Dufourstrasse tätig. «Ringier hat den Vertrag mit Samuel Stutz per 31. Oktober 2010 aufgelöst», erklärte Edi Estermann, Kommunikationschef Ringier, dem Journalisten der NZZ-Sonntagsausgabe. Und: «Über die Gründe der Vertragsauflösung ist Stillschweigen vereinbart worden.»
Was der Medienkonzern seinem Mitarbeiter vorwirft und was Auslöser für die Kündigung war, steht in einer E- Mail, die Hans Jürg «Fibo» Deutsch im September an Geschäftspartner von Ringier verschickt hat. Deutsch ist verantwortlich für die Sendung «Gesundheit Sprechstunde», und in seiner E-Mail heisst es: «Es hat sich inzwischen bestätigt, dass verschiedene Verfahren des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) gegen unsere Sendung durch Initiativen des ehemaligen Moderators, Dr. Samuel Stutz, ausgelöst worden sind.»
Das Bakom führt seit Dezember 2009 ein Aufsichtsverfahren gegen «Gesundheit Sprechstunde», und zwar wegen Verdachts auf Verletzung von Sponsoring- und Werbebestimmungen im Radio- und TV-Gesetz (RTVG). Bereits 2009 und 2005 hatte das Bakom Verfügungen gegen die Sendung wegen Verstössen gegen das RTVG erlassen.
Samuel Stutz wehrt sich gegen die Ringier-Vorwürfe: Er stehe mit dem Bundesamt für Kommunikation regelmässig in Kontakt, weil er klären müsse, was für seine neue Fernsehsendung, die er plane, erlaubt sei. «In diesem Rahmen habe ich mit dem Bakom auch konkrete Sendungen von `Gesundheit Sprechstunde` besprochen», sagt er. Anders sei nicht abzuklären, was erlaubt sei und was nicht. «Wenn man daraus ableitet, ich hätte Ringier und `Gesundheit Sprechstunde` angeschwärzt, ist das ein plumpes Ablenkungsmanöver von einem wegweisenden Aufsichtsverfahren wegen Schleichwerbung.»
Sonntag
17.10.2010




