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Donnerstag
16.12.2021

Medien / Publizistik

Der Anstieg willkürlicher Inhaftierungen ist vor allem auf drei Länder zurückzuführen: Myanmar, Belarus und China. (Bild © RSF)

Der Anstieg willkürlicher Inhaftierungen ist vor allem auf drei Länder zurückzuführen: Myanmar, Belarus und China. (Bild © RSF)

Es ist von Jahr zu Jahr eine traurige Bilanz: Die Zahl der inhaftierten Journalisten und Journalistinnen stieg im Jahr 2021 um 20 Prozent auf 488, darunter sind 60 Frauen. Das ist ein neuer Rekord.

Weitere 65 Medienschaffende werden als Geiseln gehalten.

Seit Einführung der Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen (RSF) im Jahr 1995 war die Zahl der inhaftierten Medienschaffenden noch nie so hoch wie aktuell, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht.

Der aussergewöhnliche Anstieg willkürlicher Inhaftierungen ist vor allem auf drei Länder zurückzuführen: Myanmar, Belarus und China. 

In Myanmar hat das Militär am 1. Februar 2021 durch einen Staatsstreich die Macht zurückerobert. In Belarus herrscht seit der umstrittenen Wiederwahl von Alexander Lukaschenko im August 2020 harte Repression. Und das China von Xi Jinping hat seinen Griff auf Hongkong, die Sonderverwaltungsregion, die einst als regionales Vorbild für die Achtung der Pressefreiheit galt, verstärkt.

«Die extrem hohe Zahl von Journalisten, die willkürlich inhaftiert sind, ist das Werk dreier diktatorischer Regimes», sagt Christophe Deloire, Generalsekretär von RSF International. «Möglicherweise ist es auch das Ergebnis neuer geopolitischer Kräfteverhältnisse, bei denen autoritäre Regime nicht genügend Druck ausgesetzt sind, um ihr Vorgehen einzuschränken.»

Gleichzeitig ist die Zahl der im Jahr 2021 getöteten Journalisten mit 46 so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr, wie aus der Jahresbilanz weiter hervorgeht.

Der Rückgang sei vor allem auf die nachlassende Intensität der Konflikte in Syrien, im Irak und im Jemen zurückzuführen sowie auf die Kampagnen von Organisationen für Pressefreiheit, darunter RSF, die sich für die Umsetzung internationaler und nationaler Mechanismen zum Schutz von Journalisten einsetzen, sagt RSF dazu.

Doch trotz dieses bemerkenswerten Rückgangs wird immer noch fast ein Journalist, eine Journalistin pro Woche getötet. Zwei von drei ganz gezielt, weil sie ihren Job machen.

Die längste Haftstrafe dieses Jahres, 15 Jahre, wurde sowohl gegen Ali Aboluhom in Saudi-Arabien als auch gegen Pham Chi Dung in Vietnam verhängt. Die längsten und kafkaeskesten Prozesse werden gegen Amadou Vamoulké in Kamerun und Ali Anouzla in Marokko geführt.

Und die ältesten inhaftierten Journalisten sind Jimmy Lai in Hongkong und Kayvan Samimi Behbahani im Iran, die 74 und 73 Jahre alt sind, wie in der Trauerpost weiter steht.