Eine Entdeckung, die sich lohnt. Seit November läuft auf dem Streamingdienst Netflix die neue Serie «The Playlist». Das sechsteilige Doku-Drama bietet einen kompetenten Blick hinter die Kulissen von Spotify.
Zum Thema wird die Digitalisierung, die nicht mehr aufzuhalten und damit für viele Betroffene ein Drama ist. Für viele andere Bereiche aber auch die grosse Chance.
Die Handlung basiert auf dem Buch «Spotify Untold» von Sven Carlsson und Jonas Leijonhufvud. Unter der Regie von Per-Olav Sørensen erzählt die Serie eine «fiktionalisierte» Geschichte der Geburt des schwedischen Musik-Streaming-Dienstes Spotify.
Ein aufstrebender Unternehmer, Daniel Ek, entdeckte eine Chance im Kampf zwischen den Schwergewichten der Musikindustrie und der Musikpiraterie. Ek sah eine Lösung, die es in der turbulenten Musikindustrie noch nie gegeben hatte. Er beschloss, zusammen mit seinem Geschäftspartner Martin Lorentzon einen kostenlosen und legalen Musik-Streaming-Dienst aufzubauen. Er ahnte nicht, dass dieser Dienst die globale Musikindustrie «revolutionieren» und er mit seiner Gründung unvorhergesehenen Herausforderungen begegnen würde.
Die sechs Episoden erzählen die gleiche Geschichte aus sechs verschiedenen Perspektiven. Die Geschehnisse und Situationen werden dabei subjektiv leicht anders gezeigt, wobei am Schluss einer Folge die jeweils in der nächsten Episode dargestellte Person die vierte Wand durchbricht und dem Zuschauer sagt, dass es sich nicht so ereignet habe wie in der eben gezeigte Folge erzählt.
«Die Vision» als Auftakt der Serie ist im Kern eine Biografie von Spotify-Gründer Daniel Ek. Dieser wuchs mit seiner alleinerziehenden Mutter in Stockholm auf. Im Alter von 16 Jahren bewarb der Nerd sich bei Google. Weil er kein Studium vorweisen konnte, wurde er nicht genommen. Aus Rache hat der Teenager mal kurzerhand den Algorithmus der Google-Werbung gehackt.
Mit dem daraus gewonnen Wissen gründete er das Online-Werbeunternehmen Advertigo. Dieses konnte er im zarten Alter von 22 Jahren für 10 Millionen an TradeDoubler verkaufen, einem Anbieter für Online-Marketing und Vertriebslösungen.
Dessen CEO Martin Lorentzon wird zum wichtigsten Investor von Spotify, als er seinerseits TradeDoubler für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verkaufen kann.
Die weiteren Folgen tragen die Titel «Die Industrie», «Das Gesetz», «Der Programmierer», «Der Partner» und «Der Künstler». Die letzte Folge spielt fiktiv im Jahre 2025 und zeigt, dass Spotify noch daran arbeiten muss, bei der Entschädigung für die Musikerinnen und Musiker eine wirklich gerechte Lösung zu finden. Im Film wird gezeigt, dass die Musikverlage als Hüter über den Schatz der Kreativen sich eine viel zu grosse Marge herausgehandelt haben. Man könnte im Verechnungs-Modell auch Kickback-Zahlungen sehen.
Spotify zahlt circa 70 Prozent der Werbe- und Abonnement-Umsätze an die Rechteinhaber der Songs aus. Im Jahr 2020 haben gemäss Spotify 13’400 Künstler so mindestens 50’000 Dollar generiert, davon 870 Künstler mehr als 1 Million Dollar. Ein grosser Teil muss sich aber mit ein paar lumpigen Dollars begnügen.
Die Story von «The Playlist» endet mit einer schwarzen Musikerin. Bobbi T hat zwar bereits sechs Alben veröffentlicht und kommt bei Spotify auf bis zu 200'000 Downloads pro Monat. Trotzdem fehlt ihr das Geld, um ihrer pubertierenden Tochter ein iPhone kaufen zu können.
Das Vermögen von Daniel Ek bewegt sich heute im Bereich von zwei Milliarden US-Dollar. Zu den ersten Investoren von Spotify gehörte neben The Coca-Cola Company und der Deutschen Bank auch die Credit Suisse. Der Streamingdienst ist 2018 an die Börse gegangen. Die Eröffnung war fulminant.
Seither ist es nach unten gegangen, bis auf ein sehr positives Zwischenspiel währen des Lockdowns. Für die kommenden Jahre wird aber von den Analysten nach der Umsetzung verschiedener neuer Ideen zur Vermarktung wieder ein Wachstum erwartet.