Das Spannungsfeld zwischen traditioneller und digitaler Bibliothek prägte das vergangene Jahr in der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB). Dies geht aus dem soeben erschienenen Jahresbericht der Institution hervor. Für die Papierdokumente wurde ein neues Magazin in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurde mit Hochdruck am Aufbau der elektronischen Sammlung gearbeitet.
Im Frühjahr 2009 bezog die NB nach fast drei Jahren Bauzeit ihr zweites unterirdisches Magazin. Es hat eine Kapazität von 34 244 Kubikmetern - genug, um die Schweizer Publikationen auf Papier bis in die 2030er-Jahre aufzunehmen und sie für die Zukunft zu sichern.
Immer mehr Lesende wollen gedruckte Dokumente jedoch in digitaler Form konsultieren. Die NB hat im Berichtsjahr deshalb eine Strategie verabschiedet, die die Prioritäten bis ins Jahr 2015 festlegt. Bei der Digitalisierung geht die NB selektiv vor. «Wegen der hohen Kosten digitalisieren wir das, was unseren Leserinnen und Lesern am meisten nützt», erläutert Direktorin Marie-Christine Doffey. In der NB sind dies zurzeit vor allem Zeitungen und Fotoporträts, aber auch Bestände, die aufgrund ihres Erhaltungszustandes nicht mehr im Original ausgeliehen werden können. Die NB arbeitet bei der Digitalisierung wo immer möglich mit Partnern, beispielsweise den Zeitungsverlagen, zusammen.
Die Sammlung von Publikationen, die nur in elektronischer Form existieren - zum Beispiel Webseiten und Online-Zeitschriften - ist stark gewachsen. Ende 2008 - dem ersten Jahr, in dem systematisch gesammelt wurde - umfasste sie knapp 8 Gigabytes, Ende 2009 waren es bereits 136 Gigabytes. Der Zugang für die Benutzenden wird voraussichtlich ab 2011 möglich sein.
Der Betrieb der NB kostete im Jahr 2009 35,3 Millionen Franken. 61 Prozent davon flossen in die Sammlungspflege, 39 Prozent in Dienstleistungen für die Benutzenden.
Montag
17.05.2010



