Gemäss der EU-Kommission sollen grosse Internetanbieter wie iTunes, Amazon, Google oder Netflix nicht nur grosse, sondern auch kleine Filme europaweit in den VoD-Vertrieb bringen. Ein solcher digitaler Binnenmarkt («Single Market») würde jedoch das Aussterben vieler kleiner, lokalen Verleiher und Distributoren bedeuten.
«Das Konzept der EU-Kommission ist falsch und wirtschaftlich nicht nachvollziehbar», meint Hélène Cardis, Co-Präsidentin des Schweizer Filmverleiherverbandes Filmdistribution Schweiz und Chefin von Pathé Films AG, gegenüber der Branchenzeitschrift «cinebulletin». «Es ist eine realitätsfremde, bürokratische Idee von Beamten aus Brüssel, die offenkundig die Märkte nicht kennen.»
Gemäss Cardis werden Filme weltweit durch die Umsätze der lokalen Verleiher mitfinanziert. Wenn der digitale Binnenmarkt nun den globalen Plafformen-Multis überlassen wird und die lokalen Verleiher die Lizenzrechte für ihre Territorien verlieren, dann stimmt die Rechnung für die Filmfinanzierung nicht mehr und die Vielfalt geht verloren.
Mit ihrem Vorschlag möchte die EU die Verbreitung europäischer Filme ankurbeln. «Aber das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage», kontert Cardis. «Weshalb soll man einen Markt, der fragil ist, aber funktioniert, zerstören, nur damit jeder Film aus der deutschen Schweiz auch sofort in Polen erhältlich ist?»
Das Arthouse-Movie-Angebot bei den grossen Internetanbietern lässt noch immer zu wünschen übrig. Die Programmauswahl erfolgt für ein weltweites Publikum. Lokale Coups wie zuletzt etwa der Verkauf des Schweizer Gay-Dramas «Der Kreis» an Netflix sind noch immer die Ausnahme.