Die Digitalagentur Y7K macht per Ende Juli dicht. Mitbegründer Yves Sinka erklärt im Interview mit dem Klein Report, wie es zu dem Entscheid kam und weshalb das Business mit der Realisierung von Websites in Zukunft mehr und mehr unter Druck geraten wird.
Herr Sinka, Y7K schliesst, obwohl die Finanzen stimmen. Wie kam es zu dieser überraschenden Entscheidung?
Yves Sinka: «Eine Frage, die uns oft gestellt wird. Zusammengefasst befanden wir uns als Unternehmen in einer Art Sinnkrise. Nicht die finanzielle Situation war das Problem, sondern die grosse Frage nach dem Warum. Warum machen wir das, was wir machen. Die Antwort auf diese Frage war für uns immer der Ansporn, um weiterzumachen.»
Und das Warum konnten Sie nicht mehr beantworten?
Sinka: «Genau. Wir sind an einen Punkt gelangt, wo die Antwort auf die Frage sehr schwierig wurde. Gestartet sind wir vor fünf Jahren als Digitalagentur, die vor allem Websites kreierte. Ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass das Website-Realisations-Business in Zukunft mehr und mehr unter Druck kommen wird.»
Was meinen Sie damit?
Sinka: «Meiner Meinung nach liegen momentan die Softwares im Mittelpunkt. Sie holen die Aufträge am unteren Ende vom Spektrum ab, wenn man zum Beispiel an kleine Unternehmen wie Restaurants oder Coiffeure denkt. Da würde ich auch keine Website mehr in Auftrag geben, sondern eher etwas wie Squarespace benutzen. Das sind Softwares, mit denen man die Websites relativ einfach zusammenklicken kann.»
Wäre das keine Option für Y7K gewesen?
Sinka: «Doch, klar. Aber mit solchen Produkten sinken oft auch die Ansprüche und die Qualität. Zwei Punkte, die für uns immer extrem wichtig waren. Wir haben uns nie mit der einfachsten Lösung zufriedengegeben. Als wir uns dann entschieden haben, auf Software umzusatteln, wollten wir uns von allen anderen unterscheiden und ein hochwertiges Produkt mit einem gewissen Designanspruch schaffen. Da haben wir aber schnell gemerkt, dass hier ein erneuter enormer Kraftakt nötig ist. Und für diesen waren wir noch nicht bereit.»
Wie haben die Mitarbeitenden auf die Entscheidung der Verantwortlichen reagiert, nicht weiterzumachen?
Sinka: «Sie waren sehr überrascht. Und das hat den Schritt noch schwieriger gemacht. Als Start-up mussten wir anfangs richtig Gas gaben. Dass dann trotz Erfolg die Schliessung kommt, haben die meisten klarerweise nicht kommen sehen.»
Was würden sie rückblickend anders machen?
Sinka: «Ich würde manche Sachen wahrscheinlich weniger ernst nehmen. Wir waren damals sehr jung und wollten vielleicht zu viel. Das kann schnell dazu führen, dass man sich verkrampft und Erfolge nicht richtig geniesst.»
Auf Ihrer Website sprechen sie von der «gesellschaftlichen Verantwortung» der Digitalagentur. Was meinen Sie damit?
Sinka: «Gesellschaftliche Verantwortung war für uns immer ein wichtiger Punkt. Beispielsweise haben wir Aufträge abgelehnt, wenn wir der Meinung waren, dass wir manche Unternehmen nicht mit unsere Fähigkeiten unterstützen wollen. Auch wenn sie vielleicht ausgezeichnet gezahlt hätten. Oder aber wir haben Kunden darauf hingewiesen, dass gewisse Dinge nicht in Ordnung sind, wenn man zum Beispiel an die Schlagwörter Tracking oder Datenschutz denkt.»
Galten diese Grundsätze auch bei den eigenen Mitarbeitenden?
Sinka: «Klar. Wir hatten von Anfang an flache Hierarchien und wollten, dass unsere Mitarbeiter ihre Stärken ausleben, Verantwortung übernehmen und dadurch Leistung bringen. Die Idee von der gesellschaftlichen Verantwortung ging dann sogar so weit, dass es bei uns nur vegetarisches Essen gab.»