Vieles blieb offen, nachdem der Schweizer Medienkonzern Ringier seine Osteuropa-Hochzeit mit dem deutschen Medienhaus Axel Springer am Mittwoch verkündet hatte. Nachdem im Mediendschungel noch wild spekuliert wurde und unter Branchenkennern der Begriff «Teilverkauf» die Runde zu machen begann, fördert am Donnerstag ein Interview mit Christian Unger, CEO der Ringier AG, Interessantes zutage. Das Gespräch erschien in Ringiers Intranet.
Auf die Frage, «warum Ringier ein Joint Venture MIT und warum nicht einen Verkauf AN Axel Springer» eingefädelt hatte, meint Unger lapidar: «Weil wir ganz einfach an die Zukunft unseres Geschäfts glauben.» Und nicht nur das. Weiter unten sagte Unger zum osteuropäischen Umfeld Dinge wie «Die Geschäfte sind sehr profitabel» oder «Dieser Schritt erfolgt aus einer Position der Stärke», um sich in der Euphorie gar noch zu einem Zahlenspiel hinreissen zu lassen: «Das neue Unternehmen ist also mehr als die Summe der einzelnen Geschäfte, die wir einbringen. Hier gilt 1+1=3.»
Seltsamerweise sagt Unger im selben Intranet-Interview, weshalb die Ländereinheit Rumänien nicht in den Deal eingeschlossen wurde: «Es ist eine Tatsache, dass der gesamte rumänische Medienmarkt im Krisenjahr 2009 besonders hart getroffen worden ist. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft auch in Rumänien bald wieder erholt und dass die Werbemärkte 2011 wieder anziehen. Wir nutzen nun diese Phase, um das rumänische Geschäft zu restrukturieren. Es ist also durchaus denkbar, dass nach abgeschlossener Restrukturierung auch das rumänische Geschäft in das Joint Venture eingebracht wird.»
Drängt sich noch die Frage auf, ob Ringier ohne diesen Schritt seine Aktivitäten in den betroffenen Märkten schliessen müsste. «Keinesfalls», meinte der Ringier-CEO darauf selbstbewusst. Auf die obligate Frage nach der Kosteneinsparung wich Unger allerdings aus: «Primär geht es wie gesagt darum, die Positionen in den Märkten zu stärken und gemeinsam die Expansion in den digitalen Bereich anzugehen. Natürlich aber werden Synergien genutzt.»
«Führt das Joint Venture nicht zu einem journalistischen Einheitsbrei in diesen Ländern?», fragte der Ringier-Interviewer. Unger: «Axel Springer und Ringier haben sich der journalistischen Vielfalt verpflichtet und der publizistischen Freiheit der einzelnen Marken. Das haben beide Unternehmen in allen Märkten, in denen sie aktiv sind, in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen.»
Medienkonferenz am 24. März 2010 im Ringier-Pressehaus: Ringier-Springer-Ehe: Friede, Freude, Medienkuchen und Boulevard-Marktführer im Osten
Freitag
26.03.2010



