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Mittwoch
15.06.2016

Medien / Publizistik

Victoria von Schweden immer in Erwartung

Victoria von Schweden immer in Erwartung

Dass Michael Schumacher und sein hartes Schicksal die Leser und Leserinnen der «Goldenen Freizeit-Welt» mit am meisten interessiert, ist auch nicht wirklich eine Überraschung. Die Redaktion der deutschen «Zeit» hat in der Ausgabe vom 19. Mai 2016 die entsprechenden Titel der Regenbogenpresse analysiert und zeigt wie geschmacklos sie das Schicksal des schwer verunfallten Ex-Formel-1-Fahrers ausschlachten.

Hier nur ein paar Überschriften der Blätter im vergangenen Jahr: «Danke lieber Gott, es wird alles wieder gut», «Das Wunder», «Aufgewacht» und «Es ist Zeit, loszulassen». Die Unfälle, der Tod, die Geburten und das Heiraten der Promis sind die tragenden Themen der bunten Blätter. Und so haben die Journalisten der «Zeit» beim Studium der verschiedenen Zeitschriften herausgefunden, dass Prinzessin Victoria von Schweden in zwei Jahren 91 Mal schwanger war und dass sich Charles und Camilla 18 Mal haben scheiden lassen wollen.

Wie wir wissen, hat Victoria von Schweden mit Prinzessin Estelle und dem kürzlich geborenen Prinz Oscar erst zwei Kinder. Und Charles und Camilla, das späte Traumpaar in England, sind nach wie vor ein Herz und eine Seele und werden es (wahrscheinlich) bis an ihr Lebensende bleiben.

Auch der Sohn von Prinz Charles, der Rotschopf Prinz Harry, ist ein Liebling des Boulevards. Da er noch immer nicht die Dame seines Herzens gefunden hat, dichten ihm die bunten Blätter immer mal wieder ein neues Verhältnis an. Aber nicht nur das: Geheiratet hat die Nummer fünf der englischen Thronfolge 2015 gleich acht Mal. Eine stolze Leistung für einen Junggesellen.

Dass die eine oder andere erfundene Geschichte der «Freizeit Revue», der «Aktuellen» oder «Neue Welt», wie die bunten Blätter alle heissen, den Protagonisten alles andere als gefällt, nimmt man bei den Verlagen zähneknirschend zur Kenntnis. Und wenn es ganz dumm läuft, dann bekommt die Chefredaktion Post von einem Medien-Anwalt. So wie im Fall von Madeleine von Schweden. Ihre Anwälte haben vor Gericht 400 000 Euro wegen 86 unwahrer Geschichten über sie «erklagt». Die stolze Summe musste der deutsche Verlag Klambt zahlen, der Magazine wie «Frau mit Herz», «Die neue Frau», «Woche der Frau», «Ok» und «IN» herausgibt.

Auch wenn sich die 400 000 Euro im ersten Moment wie eine hohe Summe anhört: Die bunten Blätter können das meist aus der Portokasse begleichen. Denn sie verdienen Woche für Woche sehr viel Geld mit ihren Geschichten. Das belegen die Zahlen der verkauften Auflagen der zehn grössten Regenbogenblätter Deutschlands.

So verkauft die «Freizeit Revue» aus dem Hause Burda Woche für Woche 729 000 Exemplare und steht damit an der Spitze des Rankings. Gefolgt wird sie von «Neue Post» mit 582 000 Heften und «Aktuelle» mit 353 000 verkauften Heften.

Die Journalisten der «Zeit» haben sie mit den Zahlen der seriösen Blätter verglichen, und wir nehmen staunend zur Kenntnis, dass die «Landlust» mit einer Million verkauften Exemplaren unangefochten an der Spitze steht, gefolgt vom «Spiegel» mit 796 000 und dem «Stern» mit 721 000 Exemplaren. 

Die «Zeit» übrigens verkauft 512 000 Exemplare. Was lernen wir daraus? Klatsch und Tratsch verkaufen sich genauso gut wie ernste Themen. Und beides braucht das Land.