Die linke «Wochenzeitung» (WOZ) mischt sich in den Wahlkampf: «Die Freisinnigen dürften verlieren, weil sie Wähler:innen in der bürgerlichen Mitte nicht mehr adressieren.»
Der Klein Report findet es immer amüsant, wenn der politische Gegner seinem Opponenten Ratschläge gibt.
So ist «Die Weltwoche» führend punkto Rezepte, wie die SP Schweiz ihren Niedergang auffangen könnte, oder die «Neue Zürcher Zeitung» geschickt darin, den Grünen echte ökologische, das heisst klassische Technologiepolitik, vorzuschlagen. Nun ist also die WOZ mit der FDP dran. Und täglich grüsst das Murmeltier:
Die WOZ beklagt den Slogan von 1979 «Mehr Freiheit, weniger Staat» – ach nee, ob dies 2023 nach Pandemie, Krieg und Krise wirklich die Wählerinnen und Wähler mobilisiert oder von der Wahl der FDP abhält?
Weiter konstatiert die WOZ nicht überraschend, dass sie der FDP eine «Ignoranz gegenüber der Klimakatastrophe» unterstellt, was die Gründung der Grünliberalen und der grossen Konkurrenz zur ehemals liberalen Partei geführt hätte. Auch dies ist schon ein paar Jahre her, weshalb also im Wahljahr 2023 wieder hervorkramen?
Erst ganz am Schluss bringt die WOZ ein aktuelles Beispiel: Die Rettung der Grossbank Credit Suisse. Dabei bleibt die WOZ erstaunlich unpräzise: Sie wirft der FDP im Fall CS nur Inkonsequenz punkto Staatsinterventionen vor – etwas theoretisch und arg dünn für einen Anti-FDP-Wahlkampf, zumal auch dies nach altem Kaffee schmeckt. Immerhin ist die Überschrift der linken WOZ originell: «Wer FDP wählt, hilft Glarner», letzterer ist bekanntlich bei der SVP.
Der Klein Report ist entzückt, dass immerhin die WOZ die anstehenden Wahlen in der Schweiz thematisiert, doch erhofft man sich in den kommenden Monaten viel mehr. Denn die meisten Wählerinnen und Wähler sind von der Medienpolarisierung regelrecht politikverdrossen geworden – was keine gute Ausgangslage für die Demokratie ist.
Es gilt deshalb gerade für diesen Wahlherbst, wieder kluge und inhaltliche Wahlanalysen und Parteiprofile inklusive Porträts über Politikerinnen und Politiker zu bringen, anstatt mit Skandalartikeln alle so zu ermüden, dass sie einfach keinen Bock mehr auf diesen Medienzirkus haben.