Die eidgenössischen Wahlen stehen vor der Tür, und der sogenannte Qualitätsjournalismus übertrifft sich mit Ratings, Umfragen und neuerdings sogar mit einem «Wahltindär» ausgerechnet in der «Die Republik». Das Onlinemagazin war angetreten, den Journalismus und die Demokratie zu retten, anderthalb Jahre später ist wohl alles «April, April».
Die Politologin und Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli nimmt in ihrem Kommentar für den Klein Report diesen Medienzirkus, der viel zu ernst für die noch existierende Demokratie ist, in einem archetypisch formulierten Porträt des «Politjournalisten» auseinander.
Wenn der Politjournalist sich auf die «Homestory» zum Politiker macht und dies «Wahlkampfreportage» nennt, regnet es vor allem autokratische und plattformkapitalistische Metaphern. Schliesslich müssen die SEO-Rankings für Google erfüllt werden.
Bei diesem Polit-Wortbrei nach Keywords spielt es glücklicherweise auch keine Rolle mehr, wie der Politjournalist WIRKLICH ist, Hauptsache er kann seine geringe Körpergrösse wie kleine Hunde mit überaus aggressivem Bellen kombiniert mit geschicktem Codemanagement in der medialen Öffentlichkeit und unter Kumpels, die dasselbe dreckige Game mitspielen, wettmachen.
Wenn der Politjournalist grad nichts mehr zu beissen hat und der alte, verkaufsfördernde Sexismus wie «Doris Leuthard. Die wahre Miss Schweiz» nicht mehr so ankommt, bejammert er dann gerne im Rudel den «flauen» Wahlkampf und die mangelnden «Innovationen».
Falls diese beim CVP-Onlinewahlkampf doch noch auftauchen, rotten sich Politjournis und Politologen schnell zusammen und schreien unisono: «Negativ-Campagning». Dabei wär die CVP-Story geniale Info punkto Google Ads, Vergleichsplattformen und die Zukunft der Demokratie gegenüber derartigen digitalen Giganten gewesen.
Ach herrje: Viel zu anstrengend für den Politjournalisten. Zudem: Seit Relotius und Fake News weiss man auch unter Progressiven, dass die Realität vollkommen überschätzt wird. Deshalb verkauft sich das falsche System unter dem Mainstream-Deckmantel von «kritischer Wahlberichterstattung» und lustigen Apps wie «Wahltindär», «Smartspider» oder «Parteienkompass».
Seit 4chan oder 8chan weiss man ja: Nerds lieben Gadgets und Pornopuppen – und liefern somit die besten Clickbaits. Da fällt die Antidemokratie der Identitätsrhetorik all dieser Spiele niemandem auf und so wird Demokratie der Tinder-Matrix mit Machjournalism und Ratingscientists geopfert.
Als Wahlimpressario hüpft der Politjournalist fröhlich auf und ab (macht ihn auch grösser) und quäkt: «Danke, Ratingagentur!» Er sonnt sich in Demoskopiezeilen und verkauft Wahlen als Methode für alle Kleingeister, nämlich; sich selber abzubilden.
Demokratie? Die beste totalitäre Wisch- und Wegfunktion.
PS: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.