Der langjährige Zürcher SVP-Nationalrat und Autoimporteur Walter Frey und weitere Investoren bieten 230 Millionen Franken für den Kauf der Blick-Gruppe. Der Medienkonzern Ringier vermutet Christoph Blocher dahinter und weist das Angebot zurück, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
Vorgesprochen hat laut Francesco Benini der bekannte Basler Anwalt Martin Wagner. Wagner unterbreitete der Ringier-Konzernspitze ein schriftliches Kaufangebot. Gesichert sind folgende Eckpunkte: Der angebotene Preis für die Blick-Gruppe beläuft sich auf 230 Millionen Franken. Wagner nannte Walter Frey als den «bei Weitem grössten Investor».
Und er legte ein Projekt für die Entwicklung der Gruppe vor. Dabei erwähnte er Personen, die eine wichtige Rolle übernehmen sollen. So sieht Martin Wagner als neuen Sportchef Walter de Gregorio vor, der diese Funktion schon einmal ausgeübt hatte und danach als Sprecher zur Fifa wechselte.
Walter Frey ist zurückhaltend im politischen Einfluss, den er auf seine Lokalblätter ausübt. Trotzdem war die Ringier-Spitze nicht angetan, als sein Name fiel. Dazu trugen drei Umstände bei: Ringier ist ein Medienhaus mit linksliberaler Ausrichtung, Hofpublizist Frank A. Meyer schreibt ohne Unterlass gegen die SVP an. Zweitens ist es nicht klar, wer neben Frey die weiteren Investoren sind. Dass er für die gesamte hohe Kaufsumme alleine aufkäme, ist unwahrscheinlich.
Der dritte Umstand sorgte bei Ringier endgültig für Verstimmung. Martin Wagner sagte im Verkaufsgespräch mit der Konzernspitze, das Projekt einer Gratis-Sonntagszeitung werde prioritär vorangetrieben, falls es nicht zu einem Verkaufsabschluss komme, schreibt Franceso Benini in der «NZZ am Sonntag» weiter.
Von der Lancierung einer Gratis-Sonntagszeitung spricht Christoph Blocher seit Sommer 2016. Rolf Bollmann, Chef und Präsident der Basler Zeitung Medien, arbeitet am Projekt - und schiebt den Entscheid über den Start immer weiter hinaus.
Blochers Plan erscheint nun in einem neuen Licht: Er könnte als Drohkulisse dienen. Ringiers «SonntagsBlick» würde empfindlich getroffen, wenn Blocher am Sonntag ein Gratisblatt herausgäbe. Besser ein Verkauf als ein Untergang der eigenen Zeitung - mit diesem Argument sollte Ringier offenbar zur Einwilligung gebracht werden.
SVP-Stratege Blocher drängt nach grösserem medialen Einfluss. Die beiden SVP-nahen Blätter «Weltwoche» und «Basler Zeitung» haben seit ihrer Annäherung an die SVP sehr viele Leser verloren. Wenn Blochers Macht wachsen soll, müssen neue Medientitel hinzukommen. Die Umsetzung des Plans stockt.
Nun hat man bei Ringier den Verdacht, dass Blocher hinter der Offerte für die Blick-Gruppe stehen oder daran beteiligt sein könnte.
Nach kurzem Überlegen teilte Ringier dem Anwalt Martin Wagner mit, dass die Verkaufsgespräche nicht weitergeführt werden. Am Samstag nahm die Medienstelle von Ringier wie folgt Stellung zu Fragen nach Walter Freys Angebot für die Blick-Gruppe: «Es gibt und gab immer wieder Anfragen bezüglich Firmen von Ringier, auch für die Blick-Gruppe. Der Verkauf der Blick-Gruppe steht aber ausser Diskussion.»
Walter Frey reagierte nicht auf Fragen, die ihm die «NZZ am Sonntag» am Samstagmorgen per E-Mail zustellte. Martin Wagner teilte mit, dass er auf solche Gerüchte konsequent nicht eingehe.
Christoph Blocher erklärte, er habe noch nie etwas von einem solchen Kaufangebot gehört und habe damit nichts zu tun. Doch Blochers abschlägige Antwort muss nichts bedeuten. Lange hat der Zürcher Milliardär vor Jahren auch eine Beteiligung bei der «Basler Zeitung» geleugnet.
Ringier-CEO Marc Walder reagierte am Sonntag auf Twitter auf die Geschichte der «NZZ am Sonntag»: «Die Blick-Gruppe steht nicht zum Verkauf. Egal, zu welchem Preis. Egal, wer der Käufer wäre.»