Seit dieser Woche wird die «Schweizer Illustrierte» von Ringier in Deutschland gedruckt. Deshalb muss sich die helvetische Publikation deutschen Feiertagen unterwerfen.
Am Donnerstag feiert unser grosser Nachbar den «Tag der Deutschen Einheit». Deshalb ruht das öffentliche Leben zwischen Flensburg und Konstanz an diesem Tag.
Auf die Schweiz hat dies beschränkten Einfluss – von den Shoppingtouristen aus dem Süden Deutschlands mal abgesehen. Wäre da nicht die «Schweizer Illustrierte» als höchstes helvetisches Volksgut des Hochglanzjournalismus. 113 Jahre lang wurde das Vorzeigeprodukt aus dem Hause Ringier in der eigenen Druckerei in Zofingen produziert. Tempi passati!
In der aktuellen Ausgabe stimmt Chefredaktorin Silvia Binggeli die Schlussfanfare auf diesen Prozess an: «Diese Ausgabe der ‚Schweizer Illustrierten‘ ist die letzte, die bei Swissprinters in Zofingen gedruckt wird. Nun schliesst die Druckerei ihre Pforten. Wir bedanken uns für die jahrelange wunderbare Zusammenarbeit.»
Die Auslagerung ins Ausland soll Kosten sparen. Für die Redaktion ändert sich der Produktionsablauf. Deadline ist ab sofort nicht mehr am Mittwochabend, sondern bereits am Dienstag. Und weil in dieser Woche der Tag der Deutschen Einheit dazwischenfunkt, sogar schon am Montag.
Die Leserschaft sollte davon nichts spüren. Kultivierte People-Stories funktionieren schliesslich unabhängig vom Wochentag – sie sind quasi zeitlos und am Freitag so oder so ein grandioses Lesevergnügen (im Idealfall).
Und dennoch bleibt beim patriotischen Schweizer Zeitschriftenkonsumenten ein flaues Gefühl im Magen. Dass nun der Druckbeginn der farbigsten eidgenössischen Publikation aus einem Land mit einer Ampelregierung bestimmt wird, widerstrebt unserem Verständnis für journalistische Eigenständigkeit.