Onlinewerbung vorerst nein, Ausbau des publizistischen Angebots im Internet ja. So hat der Bundesrat im Onlinestreit zwischen der SRG und den Verlegern entschieden. Konkrete Vorschläge des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) sollen diese Woche in die Vernehmlassung gehen. Auf einen definitiven politischen Entscheid scheint die SRG aber nicht warten zu wollen, wie ein Blick auf die neue Website von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) nahelegt.
Innerhalb eines «klar umgrenzten Spielraums», zum Beispiel bezüglich der Textlänge, soll die SRG in Zukunft auch Onlineinhalte anbieten dürfen, die keinen direkten Bezug auf Radio- oder Fernsehsendungen haben. Bis zur Anpassung der Konzession gilt weiterhin, dass die Inhalte «programmbezogen» sein müssen. Das freilich ist ein dehnbarer Begriff.
Gegliedert in Rubriken wie «News», «Sport» und «Unteraltung», ist am Wochenende srf.ch online gegangen - eine Website, die laut SRF «einen Überblick über die wichtigsten, aktuellsten multimedialen Inhalte sowie Serviceinformationen zu Wetter und Verkehr auf einen Klick» bietet. Auffallend: Neben sendungsbezogenen Inhalten finden sich auch Newsmeldungen ohne aktuellen Sendungsbezug, davon viele von Nachrichtenagenturen wie SDA, DPA oder Reuters.
Auf die Frage des Klein Reports, welche Leitlinien SRF für die textbasierten Meldungen hat, erklärte Kommunikationschefin Andrea Hemmi am Donnerstag: «Unsere Meldungen haben grösstenteils einen Bezug zu Radio- oder Fernsehsendungen. Das heutige Angebot entspricht den geltenden Vorgaben des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Ebenso klar wird das künftige Angebot den künftigen Vorgaben entsprechen.»
Anders schätzt der Verlegerverband die neue Situation ein. Zwar hätte man sich noch keine abschliessende Meinung bilden können, doch bezüglich der Textmeldungen meinte Geschäftsführer Urs F. Meyer auf Anfrage des Klein Reports: «Wir sind erstaunt und enttäuscht, dass die SRG hier vorprescht, ohne die Vernehmlassung der Konzessionsänderung abzuwarten.»
Es sei nicht das erste Mal, «dass der Verband Schweizer Medien sich des Eindrucks nicht erwehren kann, der Quasimonopolist SRG mache, was er wolle, schaffe damit Faits accomplis und Behörden und Politik hätten dann noch nachzuvollziehen, was die SRG schon bestimmt hat», so Meyer.
Von einem publizistischen Ausbau will man bei SRF aber nichts wissen: «Das Angebot der beiden bisherigen Webseiten drs.ch und sf.tv wurde gebündelt. Weder quantitativ noch inhaltlich hat ein Ausbau stattgefunden», sagte Hemmi gegenüber dem Klein Report.
Konkrete Vorstellungen, wie das Internetangebot der SRG in Zukunft reguliert werden soll, hat Schweizer Medien: «SRF hat nicht den Auftrag», so Meyer, «das Angebot einer Tageszeitung zu publizieren.» Der Verband will deshalb, dass die Zeichenzahl für Texte mit Newscharakter auf maximal 800 Zeichen beschränkt wird und dass die Textbeiträge zu mindestens 80 Prozent einen direkten Zusammenhang zu tagesaktuellen Sendungen - nicht zu Archivbeiträgen - haben und selbst erstellt sind.