Mit Lasershow und einer fingierten Live-Schaltung nach Basel stellte sich am Dienstag abend die neue «Weltwoche» den 600 geladenen Gästen in der ABB-Halle in Zürich vor. Auf 116 Seiten reihen sich im neulancierten Traditionsblatt Kolumnen, Kommentare und Kritiken nebst Analysen und Hintergrundberichten aneinander. Auf eine fixe Ressortstruktur haben Chefredaktor Roger Köppel und sein 40-köpfiges Redaktionsteam nach angelsächsischem Vorbild verzichtet, was denn gleich auch für erste Verwirrung sorgte.
«Gewöhnungsbedürftig, hier einen Einstieg zu finden», urteilte Medienpionier Roger Schawinski beim ersten Durchblättern. «Mich erinnert es sehr ans Tagi-Magi - aber seriös.» Für die neue Aufmachung fand Ex-«Weltwoche»-Journalistin Esther Girsberger nur ein Wort: «Heavy». Ihr Kommentar galt vor allem den grosszügigen Textpassagen, wie Lebenspartner Othmar Hufter ergänzte: «Hier wurde viel Text aneinandergereiht. Das erweckt einen strengen Eindruck.» Ganz anders Ex-Journalist und -Werber Walter Bosch: Für ihn kommt das neue Magazin «lesefreundlich und optisch sehr gefällig mit einem Hauch von Schickimicki» daher. Bereits freut er sich auch auf den Inhalt.
Positiv fiel das Urteil von Christoph Blocher aus, dem die Titelgeschichte über Ex-Botschafter Thomas Borer-Fielding besonders gefiel: «Wohl ein Schuss gegen die Dufourstrasse - auf jeden Fall gefällt mir diese Weltwoche viel besser als die letzte Ausgabe der alten.» Und besonders freuen wird ihn, wenn er dereinst das Tagebuch seiner Frau Silvia lesen darf; sie wurde nämlich von Hanspeter Born darauf angesprochen, ob sie ihr Tagebuch für die «Weltwoche» öffnen möchte.
Noch keinen Kommentar wollte Expo-Direktor Martin Heller (sein Werbetext: «Ich hoffe, dass die neue Weltwoche zu denken gibt») abgegeben: Er muss erst nachdenken. Seine Erwartungen an die neue «Weltwoche» sind somit erfüllt. Ob sie auch jene der neuen Besitzer erfüllt, bleibt abzuwarten: In drei Jahren jedenfalls soll die «Weltwoche» wieder mit schwarzen Zahlen glänzen.
Mittwoch
08.05.2002