Am Dienstag starten die 17. Internationalen Kurzfilmtage Winterthur unter neuer Leitung. Das neue Leitungsduo John Canciani, künstlerischer Leiter, und Remo Longhi, kaufmännischer Leiter, sehen ihrer ersten Ausgabe in dieser Funktion zuversichtlich entgegen: «Wir dürfen auf ein eingespieltes Team mit motivierten Leute mit viel Know-how zählen», so Remo Longhi.
Neben viel Altbewährtem haben die beiden auch einige neue Projekte angerissen: Zusammen mit der Villa Sträuli und der Galerie knoerle & baettig contemporary etwa beherbergen die Kurzfilmtage erstmals einen Artist in Residence: Der kubanische Künstler Humberto Díaz weilt seit Mitte September in Winterthur, nimmt Einsitz in der Jury der Kurzfilmtage und stellt seine Kunst aus.
Unter dem «Kulturherbst Winterthur» laufen ausserdem eine Ausstellung des Fotografen Luca Zanier und eine Videoinstallation von Alexandra Navratil. Und auch im Bereich der Nachhaltigkeit entwickelt sich das Festival weiter: Neu decken die Kurzfilmtage ihren Strombedarf zu hundert Prozent mit Solarstrom und leisten so einen Beitrag zur erneuerbaren Energieproduktion (zertifiziert vom Stadtwerk Winterthur).
Der Internationale Wettbewerb zeigt dieses Jahr viele Beiträgen aus dem aussereuropäischen Ausland. Und der Schweizer Wettbewerb «CHurzfilm» zeigt, dass die Schweiz nach wie vor über eine lebhafte Kurzfilmszene verfügt, die sich vermehrt wieder mit Themen ausserhalb des Heimatfilms beschäftigt.
Bei den Spezialprogrammen steht wie immer die Kontextualisierung von Themen in einen grösseren kulturellen Zusammenhang im Vordergrund. «Der Einbezug der Filmgeschichte spielt genauso eine Rolle wie zeitgenössische Filme, Gesellschaftliches, Einblicke in Institutionen oder Gesamtwerke von Filmemachern und Künstlern», so John Canciani. Der Schwerpunkt der Spezialprogramme liegt dieses Jahr auf dem «Independent Cinema USA», einer Zusammenstellung über das Filmschaffen abseits von Hollywood.
Weiter werfen die Kurzfilmtage einen Blick nach Kuba, beschäftigen sich in zwei Blöcken mit religiösen und spirituellen Ritualen, präsentieren das Projekt «Strange Days» gemeinsam mit den Vienna Independent Shorts und dem Internationalen KurzFilmFestival Hamburg, laden anlässlich der «Nocturnes» zu spätabendlichen, mörderischen Vorstellungen, zeigen im Stadion Schützenwiese ein Programm für Fussballliebhaber und bieten für Kinder und Jugendliche speziell auf sie zugeschnittene Programme.
Die Kurzfilmtage sind ein Festival für Branche und Publikum - und so erwartet beide ein reichhaltiges Rahmenprogramm. Die Branche etwa diskutiert am «Producers` Day 2013» zum Thema «The Value of a Short Film» und der Schweizer Nachwuchs trifft sich anlässlich des 6. Schweizer Filmschulentags. Fünf Bachelor-Lehrgänge der Schweiz stellen dort ihr aktuelles Kurzfilmschaffen vor. Diese Vorstellungen sind auch für das Publikum ausserhalb der Filmbranche kostenlos.
Dem Publikum werden zudem Podiumsdiskussionen zu den Spezialprogrammen «Independent Cinema USA» und «Kuba», Filmgespräche mit Filmarchivar Dennis Nyback und Kurator Jed Repfogel sowie mit Armando Capó Ramos geboten. Der Vorzeigefilmschaffende der New Yorker Gay-Community, Tom Kalin, hält eine Masterclass und das Künstlerkollektiv Urban-Think Tank der ETH Zürich verwandelt das Kino mit einer Architekturvorlesung der unkonventionellen Art in einen Hörsaal.
Spätestens zum Einbruch der Dunkelheit treffen sich Branche und Publikum in der Lounge des Casinotheaters wieder, wo allabendlich zu Musik und Tanz geladen wird - mal gekoppelt mit einem Film-Retro-Quiz, mal begleitet von DJs.