Die weltweit grösste Publikums-Messe für Computer- und Videospiele wird 2020 komplett digital stattfinden.
Bisher sind sich jährlich bis 370‘000 Besucher in Köln bei der Gamescom auf engstem Raum begegnet. Es war das Treffen, für das die Fans und Cosplayer ohne Murren stundenlang vor den Kassen angestanden sind. Lange hatten die Macher deshalb gehofft, dass Ende August die Messe mit Einschränkungen stattfinden könnte. Cosplayer mit Masken, das wäre doppelt lustig gewesen.
Schliesslich hat man sich aber für «Game over» entschieden.
«Dann aber in wenigen Monaten auch konzeptionell etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen, das war eine immense Herausforderung», erklärt Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game. Man zeigt sich deshalb sehr stolz über das Programm, das nun vom 27.- bis zum 30. August vollkommen digital stattfinden wird.
Ein Ticket zu lösen braucht diesmal niemand. Somit entfällt neben dem Anstehen leider auch das Flirten in langen Reihen. Geblieben ist aber die Eröffnungsshow mit persönlichen und virtuellen Gästen. Diese kann am 27. August ab 19.30 Uhr gratis im Stream verfolgt werden, wenn man sich auf gamescom.de registriert hat. Host ist Geoff Keighley, der Gastgeber und Produzent von «The Game Awards».
Wer sich registriert, kann auch gratis sämtliche Inhalte und Ankündigungen von Entwicklern, Publishern und Partnern, Interviews und Live-Demos downloaden. Auch Cosplayer oder Retro-Fans sollen hier auf ihre Kosten kommen, versprechen die Organisatoren.
Diese sind überzeugt: «Digital können wir noch viel mehr Leute erreichen.» Die Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn die Messe verfügt seit Jahren über eine weltweite Strahlkraft.
Geschlossene Schulen, Home-Office und Shutdown: Für viele Menschen hatte das Gamen während der ersten Zeit der Corona-Krise eine wichtige Funktion. Ein Leben ohne Videospiele sei inzwischen für jeden dritten Nutzer schier undenkbar, hat der Digitalverband Bitkom herausgefunden. «Die Gaming-Industrie zählt ganz klar zu den Gewinnern der Krise», sagt Präsidiumsmitglied Olaf May.
So haben die Ausrichter für ihr Online-Spektakel über 300 Partner gewinnen können. Bei mehr als der Hälfte der Partner handle es sich im Vergleich zur Gamescom-Ausgabe 2019 um Neuzugänge, wie Koelnmesse-Chef Gerald Böse sich freut.
Für die virtuellen Besucher warten viele Ankündigungen, darunter grosse Titel, auf welche die Fans schon lange gespannt sind. Für Hochspannung dürfte aber vor allem die neue Generation der Spielkonsolen sorgen. Sony und Microsoft stehen mit der PlayStation 5 und der Xbox Series X in den Startlöchern. Aber auch E-Sport, digitale Lernangebote und sogenannte Serious Games, die ernste Inhalte spielerisch vermitteln, gehören ins Programm.
Während sich Sony und Microsoft bei ihren Konsolen traditionell ein Wettrennen um die stärkste Technik liefern, geht Nintendo andere Wege und setzt mit seiner Konsole auf Unterhaltung und Spielspass. Zum Start des Lockdowns hat das Unternehmen mit «Animal Crossing: New Horizons» das genau richtige Spiel zur Krise veröffentlicht und damit «Geld wie Heu» gemacht, wollen Insider wissen.
Auf der Strecke seien hingegen ein paar neue Entwicklungen geblieben, melden andere Designer. Die hochkomplexen Technologien lassen sich nicht einfach mit ins Home-Office nehmen.