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Dienstag
10.09.2024

Medien / Publizistik

Bei Ametis Inszenierung kann es sich nur um eine fahrlässige Form der naivsten Falschwahrnehmung und Selbstüberschätzung handeln... (Bild: Screenshot SRF)

Bei Ametis Inszenierung kann es sich nur um eine fahrlässige Form der naivsten Falschwahrnehmung und Selbstüberschätzung handeln... (Bild: Screenshot SRF)

Die Wortspiele liegen auf der Hand: «Sanija Ameti schiesst sich selber ab», schreiben beispielsweise die Titel von CH Media am Dienstag. Auf Linth24 heisst es: «Ametis Schuss in den eigenen Fuss».

Fakt ist: Sanija Ameti, die 32-jährige Juristin und Gallionsfigur der Operation Libero, hat am Wochenende ihre Karriere mit einem Mausklick gegen die Wand gefahren – indem sie mit einer Sportpistole auf ein Bild von Maria und Jesus feuerte und diese Inszenierung in den sozialen Medien postete.

Ameti war bisher die Vorzeigefrau der Liberalen. Modern, jung, gutaussehend – und immer zu einer Provokation bereit. Als sie in der «Arena» des Schweizer Fernsehens den zwei SVP-Exponenten Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt gegenübersass, sagte sie keck: «Schöntrinken kann ich mir die beiden nicht.» Die Linken jubelten ihr zu.

Doch nun ist Ameti den bekannten Schritt zu weit gegangen – und findet sich selber im Offside wieder. Den Job bei der Kommunikationsagentur Farner ist sie los; das Vorstandsamt bei der GLP Zürich ebenso. Das Ausschlussverfahren aus der Mutterpartei ist von Chef Jürg Grossen bereits eingeleitet. Als «Riesendummheit» bezeichnet der Berner Nationalrat die Aktion von Ameti.

Zuerst hat Nicolas Rimoldi von der Bewegung Mass-Voll Strafanzeige wegen Verletzung der Glaubens- und Kultusfreiheit eingereicht, dann folgte die Junge SVP. Jetzt erheben auch religiöse Kreise die Stimme. Auf Anfrage der «Neuen Zürcher Zeitung» sagt Nicolas Mori, der Sprecher der reformierten Kirche Zürich, die Kirche sei nicht besonders empfindlich, wenn es beispielsweise um Karikaturen über religiöse Inhalte gehe. Schliesslich lebe man in einer säkularisierten Gesellschaft.

Aber Ametis Post sei ein «gewalttätiger Akt gegen ein religiöses Symbol». Es sei schwer nachzuvollziehen, wie jemand so unsensibel sein könne. Unabhängig von den öffentlichen Folgen frage man sich, ob es da keine innere Hemmschwelle gebe, auf irgendeine Mutter und ihr Kind zu schiessen.

Bekannt ist, dass Ameti Hobbyschützin ist. Im Sommer nahm sie gemeinsam mit Zürcher Polit-Grössen wie dem Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) und der Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) am Ratsherrenschiessen in Stäfa teil.

Der «Zürichsee-Zeitung» erzählte sie bei dieser Gelegenheit, sie sei begeistert vom Schiesssport, schiesse im Keller regelmässig mit einem Luftgewehr auf Kaffeerähmli. «Für sie sei schiessen besser als meditieren, erzählt sie mit leuchtenden Augen», heisst es im Zeitungsbericht.

Damit dürfte es vorderhand vorbei sein. Derweil fragt sich der Beobachter aus der Halbdistanz einen Tag nach dem Knabenschiessen: Was um alles in der Welt hat Frau Ameti bei dieser Aktion nur gedacht?

Antwort: Vermutlich gar nichts. Bei dieser Inszenierung kann es sich nur um eine fahrlässige Form der naivsten Falschwahrnehmung und Selbstüberschätzung handeln. Und dies ist noch wohlwollend ausgedrückt.