Fifa-Präsident Gianni Infantino ist dann am glücklichsten, wenn (neben dem Ball) auch der Rubel (beziehungsweise der Franken) rollt. Doch nun hat er sich ausgerechnet im beliebtesten Video-Game verdribbelt und 150 Millionen Franken in den Sand gesetzt – pro Jahr.
Der «Economist» brachte die Geschichte als erster aufs Tapet. Die «Handelszeitung» nahm den Ball auf. Die Story spielt auf dem Terrain der Video-Games, wo 2024 weltweit rund 280 Milliarden Dollar umgesetzt werden und die Fifa bisher eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Zusammen mit dem börsennotierten Konzern Electronic Arts (EA) brachte der Weltverband einen «Fussball-Simulator» («EA Sports Fifa 23») heraus.
EA dürfte dieses Jahr rund drei Milliarden Dollar allein mit diesem einen Game umsetzen – dank rund 30 Millionen verkauften Spielen und In-Game-Käufen. In der ewigen Bestenliste der am meisten verkauften Spiele liegt das Game auf Platz sieben.
Als Lizenzgeber kassierte die Fifa seit rund zwei Jahrzehnten mit. Die Rede ist von einer Summe von 150 Millionen Franken pro Jahr, die der Verband einnahm – ohne viel dafür zu machen. Doch nun kam es zum Bruch zwischen den Geschäftspartnern.
Insidern zufolge wollte die Fifa deutlich mehr vom Kuchen haben. Infantino liess seine Funktionäre hoch pokern – und hat alles verloren. Denn EA mochte sich nicht auf diese Spielchen einlassen und machte einen Fallrückzieher, mit dem bei der Fifa niemand gerechnet hatte. Das IT-Unternehmen verzichtet künftig auf das Label «Fifa» und nennt das Spiel nun schlicht «EA Sports FC».
EA-Managerin Andrea Hopelain nannte das Unterfangen gegenüber dem «Economist» «eines der grössten Rebrandings in der Entertainment-Geschichte». Und es hatte Erfolg: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ist Ende September «EA Sports FC 25» erschienen und findet offenbar reissenden Absatz.
Infantino wiederum reagiert wie ein ganz schlechter Verlierer. Gemäss der «Handelszeitung» soll er gesagt haben: «Die Fifa wird ein Konkurrenz-Game herausgeben, das EA alt aussehen lässt. Wie alles, was wir bei der Fifa machen, wird es das Beste sein».
Doch mit solchen Aussagen dribbelte sich Infantino noch weiter ins Abseits. Offenbar ist er auf virtuellem Parkett ein unerfahrener Junior. Bisher ist es ihm nicht gelungen, einen neuen Partner für das Videospiel zu finden. Und noch einen weiteren Sachzwang blendet er grosszügig aus: Der Erfolg eines Videospiels hängt nicht zuletzt von der Grösse des Netzwerks bestehend aus kommerziellen Partnern und den Millionen von Spielerinnen und Spielern ab. Und da hat EA einen Gewaltvorsprung.
Was dies für Infantino bedeutet? Die Kröte schlucken – und Tetris spielen. Oder Pac-Man.