Es reichte am 29. Februar zu Beginn dieses Jahres gerade noch für die Preisverleihung an der 70. Berlinale. Die Alarmzeichen wurden täglich lauter. Zwei Wochen später wird Corona von der WHO als Pandemie bezeichnet.
Inzwischen haben sich die ersten Festivals wieder aus der Deckung gewagt. Auch in Berlin sollen am 11. Februar 2021 die Stars erneut einen roten Teppich unter ihre Füsse bekommen.
Man hofft: Alles könnte möglichst wieder so wie früher werden. Allerdings nicht mehr mit 330‘000 verkauften Tickets wie im Februar 2020. Doch die Anzahl der 342 Filme wird ähnlich bleiben, meint der künstlerische Leiter Carlo Chatrian. Zumindest seien das Angebot und die Nachfrage der Produzenten nicht kleiner geworden.
Eine bereits heftig diskutierte Anpassung an den neuen Zeitgeist wird es allerdings geben: Es werden nur noch genderneutrale Bären verliehen.
Zu dieser Abschaffung der männlichen und weiblichen Darstellerpreise meint die Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek in einem Interview mit der Berliner Zeitung: «Ich arbeite seit langem in der Filmbranche, und der einzige Preis, der zwischen den Geschlechtern unterscheidet, ist der Darstellerpreis. Alle anderen Auszeichnungen – für die beste Regie, die beste Kamera – werden unabhängig vom Geschlecht vergeben.»
Man kenne die unterschiedlichen Meinungen zu genderneutralen Preisen und respektiere die verschiedenen Perspektiven. «Aber wir denken, dass wir damit die Auseinandersetzung über Gendergerechtigkeit auch vorantreiben können.»
Allerdings: Da Männer doppelt so häufig in Filmen zu sehen sind wie Frauen, bekommen sie auch deutlich mehr Redeanteil und einflussreichere Rollen. Werden somit künftig mehr Männer den «Silbernen Bären» erhalten?
Um das zu verhindern, denkt die Berliner Direktion, dass die Jury entsprechend sensibel darüber nachdenken müsse, was sie eigentlich auszeichnen wolle. Warum sollte es unterschiedliche Bewertungsformen für männliche und weibliche Darsteller geben?
Zu dieser Frage glaubt Carlo Chatrian nicht, dass Frauen und Männer mit unterschiedlichen Techniken schauspielern. «Somit müssten sie auch nicht unterschiedlich bewertet werden.»
Trotzdem wagt der Klein Report eine Frage: Wieso könnte man als Übergangslösung den Schauspielerinnen nicht einfach eine «Silberne Bärin» verleihen, bis die Rollen auch auf den Payrolls der Produzenten entsprechend angeglichen sind?