Von einer anonymen Quelle erhielt die «Süddeutsche Zeitung» Informationen über Offshore-Geschäfte. Es handelt sich dabei um eine unglaubliche Zahl von 2,6 Terabyte an Daten respektive 11,5 Millionen Dokumenten zu insgesamt 214 000 Briefkastenfirmen, wie die «Süddeutsche Zeitung» am Sonntagabend auf ihrer Webseite bekanntgab. Die «Panama Papers» zeigen, wie Staatschefs, Diktatoren und Sportstars weltweit ihr Vermögen verschleiern.
Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, dass sie die Recherche gemeinsam mit dem Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) in Washington organisiert hat. An ihr wirkten etwa 400 Journalisten aus fast 80 Ländern mit. In den kommenden Tagen werden etwa 100 internationale Medien unter dem Titel «Panama Papers» ihre Ergebnisse veröffentlichen.
Die Informationen der «Süddeutschen Zeitung» beruhen auf Dokumenten aus der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama, einem der weltgrössten Anbieter und Verwalter von sogenannten Offshore-Firmen. Das sind Briefkastenfirmen, die ihren Sitz in Steueroasen haben und deren wahre Eigentümer nach aussen meist nicht bekannt sind. In diesem riesigen Datenberg tauchen auch die Namen von Superreichen, Sportlern, Waffenhändlern, Spionen und Betrügern auf.
Die «Süddeutsche Zeitung» deckt in ihrer Berichterstattung von Sonntagabend weiter auf, dass sich in den Daten die Namen mehrerer Staats- und Regierungschefs finden lassen. So gehören oder gehörten offenbar dem saudi-arabischen König Salman ibn Abd al-Asis, dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und dem früheren georgischen Ministerpräsidenten Bidsina Iwanischwili Offshore-Firmen.
Der Leser erfährt weiter, dass unter anderen auch der argentinische Fussballspieler Lionel Messi, der Ende Mai wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in Spanien vor Gericht stehen wird, in den Unterlagen als Begünstigter einer der Staatsanwaltschaft bis dato unbekannten Offshore-Firma geführt ist.
In einem Kommentar - innerhalb dieser Berichterstattung - des Chefredaktors der «Süddeutschen Zeitung» Wolfgangs Krachs, fordert er, dass diese Offshore-Geschäfte nicht länger verborgen bleiben dürfen. Denn über solche Firmen werden offenbar Krieg und Terror finanziert. «Aus den Unterlagen, welche die SZ in den vergangenen zwölf Monaten gemeinsam mit 400 Journalisten aus aller Welt ausgewertet hat, lässt sich erkennen, wie gigantisch das Problem der Offshore-Geschäfte ist - und wie dringlich die Weltgemeinschaft hier handeln muss», so Krach.
Denn bekannt war bislang nur, dass reiche Privatleute und auch Unternehmen Briefkastenfirmen nutzen, um das in ihren Augen lästige Bezahlen von Steuern so weit wie möglich zu umgehen. Schon das ist für Krach schamlos und unsozial, weil diese Steuern im Land fehlen, um die Aufgaben für die Allgemeinheit zu finanzieren: den Bau von Schulen, Schienen oder Wohnungen etwa. Wie die Geschichten zeigen, bestehe ein Zusammenhang zu Terrorgruppen denn diese nutzen dieses System dazu, sich zu finanzieren.
Betroffene, welche die «Süddeutsche Zeitung» um Stellungnahme ersucht hat, haben bereits vor Veröffentlichung gedroht. «Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin stimmte die Bevölkerung schon mal auf eine ‚Informationsattacke’ westlicher Medien ein. Das war die Reaktion des Kreml darauf, dass Fragen zum konspirativen Verschieben von Millionenbeträgen im engsten Umfeld von Putin stattgefunden haben.
Die Kanzlei in Panama, über die viele dieser Geschäfte liefen, kündigte an, sie werde gegen die Veröffentlichungen vorgehen. Die ‚Verwendung von rechtswidrig erlangten Informationen’ stelle eine Straftat dar», hält Krach fest.