Letztes Jahr gingen beim Deutschen Werberat weniger Beschwerden als im Jahr zuvor zur kommerziellen Werbung ein. Den Rat erreichten 606 Proteste zu 255 Kampagnen (Vorjahr: 1985 Beschwerden zu 270 Sujets). Fälle groben Missbrauchs des Instruments Werbung kämen trotz des gestiegenen Wettbewerbsdrucks nur noch «vereinzelt» vor, sagte Werberatsvorsitzender Jürgen Schrader am Dienstag in Berlin. Er kritisierte jedoch die «immer rücksichtslosere Werbung» von institutionellen Gruppen wie Gewerkschaften oder Tierschützern.
Von den 255 reklamierten Kampagnen beanstandete das Selbstkontrollgremium der Wirtschaft 52 Kampagnen, 41 davon zogen die betroffenen Firmen zurück, 4 Kampagnen wurden abgeändert. In 7 Fällen rügte der Rat das Unternehmen öffentlich, weil die kritisierte Werbemassnahmen zunächst weitergeschaltet wurden. Am stärksten betroffen von Protesten (28 Reklamationen) war die Bekleidungsindustrie. So intervenierte das Gremium bei einer Handelskette, die für Schuhe mit dem Text geworben hatte: «Was haben George W.Bush und Saddam Hussein gemeinsam?» Darunter stand in kleiner Schrift die Antwort, dass beide die gleichen Schuhe eines Luxus-Herstellers trügen. Die Anzeige wurde zurückgezogen. Auch über Hersteller alkoholischer Getränke gab es verstärkte Kritik. Gegen über 25 ihrer Kampagnen wurde von Seiten der Bevölkerung Beschwerde eingereicht (Vorjahr: 13). An Plakaten wurde 2003 am häufigsten Kritik geübt (61 Einwände im Vergleich zu 58 im Vorjahr). Rückläufig war dagegen die Kritik an TV-Spots (51 zu 76 im Vorjahr). Deutlich zugenommen haben kritische Einwände gegen Beilagen und Prospekte(41 zu 19). Der Vorwurf der Frauendiskriminierung wird am häufigsten bemüht (43%). Es folgen die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen, Gewaltverharmlosung, Verletzung religiöser Gefühle oder Verstoss gegen ethische Mindestanforderungen.
Dienstag
02.03.2004