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Montag
25.11.2002

Deutschland hat von Rudolf Augstein Abschied genommen: Führende Vertreter von Politik und Publizistik sowie zahlreiche Weggefährten des verstorbenen Herausgebers des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» versammelten sich am Montag in Hamburg. Bei der Trauerfeier in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis gedachten rund 2 500 Menschen, unter ihnen Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder, des bedeutenden Verlegers und Journalisten. Augstein war am 7. November im Alter von 79 Jahren gestorben und am Dienstag vergangener Woche in Keitum auf der Nordseeinsel Sylt beerdigt worden.

Rau würdigte den Verstorbenen als «brillanten, unabhängigen und unbestechlichen Analytiker». «Wir verabschieden uns von dem letzten Gründungsvater des freien Journalismus in der Bundesrepublik.» Augstein habe in einer Reihe mit den bereits zuvor gestorbenen Verlegern Axel Springer, Gerd Bucerius und Henri Nannen gestanden. «Seine Respektlosigkeit gegenüber jeglicher Autorität» sei seinem Respekt gegenüber der Demokratie entsprungen.

Ungeplant ergriff Augsteins Tochter Franziska das Wort, um an den Menschen Rudolf Augstein zu erinnern. Ihr Vater sei uneitel gewesen: «Mit dem Nachruhm und der Ewigkeit hat er nie geflirtet.» Sein Interesse habe immer den Menschen und der Sache gegolten. Vielleicht habe er so manchen Ressortleiter oder Chefredaktor bisweilen nicht gegrüsst, dafür aber jeden Fahrer.