In der Führungsriege der Enthüllungsplattform Wikileaks ist es offenbar zum Eklat gekommen. Im Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin «Spiegel» erklärte der deutsche Wikileaks-Sprecher, Daniel Schmitt, seinen Rückzug. Der Grund: interne Querelen und Streit mit Gründer Julian Assange. «Wir alle hatten in den letzten Monaten wahnsinnigen Stress. Es sind Fehler passiert, was in Ordnung ist, solange man daraus lernt. Dafür muss man sie sich aber eingestehen. Vor allem scheint das Vertrauen verlorengegangen zu sein, dass wir an einem Strang ziehen.»
Wikileaks hatte in den vergangenen Monaten für Aufsehen gesorgt, weil die Plattform unter anderem über 77 000 geheime Meldungen des US-Militärs aus dem Afghanistan-Krieg veröffentlichte. Der «Spiegel», die «New York Times» und der britische «Guardian» hatten die Dokumente zuvor analysiert, die tiefe Einblicke in das tatsächliche Geschehen in dem Land gewährten.
Schmitt kritisiert, dass sich die Plattform zu sehr auf die grossen Projekte konzentriert habe und dabei kleinere, nationale Dokumente vernachlässigt worden seien. Das habe er auch dem Wikileaks-Gründer Julian Assange vorgehalten. Aus Schutz vor Angriffen hatte sich der deutsche Sprecher bislang Daniel Schmitt genannt. Im «Spiegel» nennt er nun erstmals seinen richtigen Namen: Daniel Domscheit-Berg.
Julian Assange war in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geraten - er selbst betrachtet sich als Opfer einer Kampagne. In Schweden wird wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung und der Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Wikileaks-Mitarbeiter hatten ihm daraufhin nahegelegt, seine öffentliche Aktivität für die Plattform einzuschränken, bis die Vorwürfe ausgeräumt seien.
Sonntag
26.09.2010




