1500 Beschwerden sind 2012 beim deutschen Presserat eingegangen, davon die meisten gegen Regional- und Lokalzeitungen, gefolgt von den Publikumszeitschriften und der Boulevardpresse. Den Spitzenplatz der Aufreger belegt das Satiremagazin «Titanic», gegen dessen Papst-Cover allein 180 Beschwerden eingereicht wurden. Für immerhin noch 70 Beschwerden sorgte ein Text zum Thema Homosxualität und Ehe des «Bild»-Kolumnisten Franz Josef Wagner.
Insgesamt hat der Rat im vergangenen Jahr 670 Fälle geprüft, 217 mehr als im Vorjahr. Als begründet erachtet wurden 450 Beschwerden, wobei der Rat 17 öffentlichte Rügen, 5 nicht-öffentliche Rügen, 51 Missbilligungen und 91 Hinweise ausgesprochen hat. Wie in den Vorjahren ging es dabei in einem Grossteil der Fälle um Verstösse gegen die journalistische Sorgfaltspflicht, Ziffer 2 des deutschen Pressekodex. Spitzenreiter war 2012 allerdings die Ziffer 9, «Schutz der Ehre». Auf diesen bezogen sich viele Beschwerden gegen das Cover von «Titanic», das das Oberhaupt der katholischen Kirche mit einem gelben Fleck im Schritt zeigte.
Wegen des Covers sprach der Presserat im September eine öffentlichen Rüge gegen «Titanic» aus; das Coverbild sei «entwürdigend und ehrverletzend», urteilte das Kontrollgremium. Als unbegründet abgewiesen wurden dagegen die Beschwerden gegen Franz Josef Wagners Kolumne «Post von Wagner», bekannt für politische Unkorrektheit. Mit dem Satz «Ich fühle mich dabei nicht wohl. Homosexuelle kriegen biologisch keine Kinder» hatte sich Wagner gegen die Gleichstellung der Homo-Ehe ausgesprochen. Diskriminierend sei das nicht, urteilte der Presserat, sondern eine «kritische Positionierung», die man nicht teilen müsse.