Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagiert auf die Kritik am Henri-Nannen-Preis, die der diesjährige Preisträger Jacob Appelbaum geäussert hat. Appelbaum, der zusammen mit neun weiteren Journalisten für den Bericht «Kanzler-Handy im US-Visier?» ausgezeichnet wurde, hatte nach der Preisverleihung angekündigt, die Preisskulptur aufgrund angeblicher Nazi-Propaganda von Henri Nannen einschmelzen zu lassen.
Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken appelliert nun an Jacob Appelbaum, Nannens Verdienste für den Journalismus nicht ausser Acht zu lassen. «In der Bundesrepublik hatte er wegweisenden Anteil am Aufbau des kritischen und der Demokratie verpflichteten Journalismus», so Konken. Zudem habe Nannen keinen Hehl daraus gemacht, dass er in das NS-Regime verstrickt gewesen sei.
Es sei «schwer nachvollziehbar», dass Appelbaum öffentlich über das Einschmelzen der Preisbüste nachdenke, die er gemeinsam mit neun weiteren Journalisten erhalten habe. «Für die Würdigung besonderer journalistischer Leistungen muss es auch künftig einen angesehenen Preis geben», sagte Konken.
Im «Tagesspiegel» meldete sich auch Stephanie Nannen, Enkelin und Biografin des «Stern»-Gründers, zu Wort. «Was man Jacob Appelbaum heute noch erwidern kann und muss, ist: Henri Nannen war kein Nazi. Er war ein unvoreingenommener Denker und er wurde zum Teil eines mörderischen Systems, kein Mitgestalter.»