Die Pegida-Demonstrationen beschäftigen im Moment die deutschen Medien. Zuletzt wegen eines vermeintlichen Demonstranten, welcher der ARD vor der Kamera Red und Antwort stand, sich später aber als RTL-Reporter zu erkennen gab. «Nichts gegen Undercover-Recherchen, wo sie nötig sind», schreibt ARD-Mitarbeiter Volker Steinhoff auf der Webseite des Senders. «Aber die Pegida-Demonstranten in Dresden konnte man ganz offen zu ihrer Meinung befragen, wie man in unserem Beitrag sieht.»
Der RTL-Reporter habe sich als normaler Demonstrant ausgegeben und latent ausländerfeindliche Sprüche geklopft. «Leider auch in unsere Kamera», so Steinhoff. «Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht!» Damit gebe man denen ein gutes Argument, die immer «Lügenpresse» rufen.
RTL rechtfertigte den Undercover-Einsatz zuerst: «Da Pegida-Anhänger bisher nicht oder kaum mit Journalisten reden, hat sich ein Reporter verdeckt auf die Pegida-Demo am vergangenen Montag in Dresden begeben, um Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung aufzugreifen.»
Mittlerweile soll RTL Konsequenzen gezogen und sich vom Reporter getrennt haben. Das wiederum hat den Deutschen Journalistenverband (DJV) auf den Plan gerufen, der mit diesem Entscheid nicht einverstanden ist.
DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken nannte es widersprüchlich, dass der Sender die Zusammenarbeit mit dem Reporter aufkündige, das Mittel der verdeckten Recherche bei Grossdemonstrationen aber gutheisse. Er ruft RTL deshalb auf, seine Recherchemethoden auf den Prüfstand zu stellen.
Mit dem Vorgehen des RTL-Reporters ist Konken allerdings ebenfalls nicht einverstanden. Dieser habe der «Glaubwürdigkeit des Journalismus schweren Schaden zugefügt». Es verstosse zudem gegen das Gebot des fairen und kritischen Journalismus, als Reporter rassistische Töne anzuschlagen, um so die Demonstranten zu extremen Positionen zu provozieren. «Journalisten sind Beobachter und nicht Akteure», so Konken.