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Dienstag
08.10.2013

Medien / Publizistik

Nach fünf Monaten in syrischen Gefängnissen ist der deutsche Reporter Armin Wertz freigekommen. Der 1945 geborene Wertz war Anfang Mai in der umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo festgenommen worden, von wo er für die «Jakarta Post», die «Straits Times» (Singapur) und mehrere deutschsprachige Medien über den Bürgerkrieg in Syrien berichten wollte. Am Samstag wurde Wertz in Damaskus an deutsche Beamte übergeben und reiste über den Libanon nach Deutschland aus.

Nach seiner Freilassung sagte er gegenüber Reporter ohne Grenzen (ROG), insgesamt gehe es ihm gesundheitlich «nicht schlecht». Allerdings habe er Gewicht verloren und wegen der monatelangen Haft in einer feuchten, unmöblierten Zelle Haut- und Knieprobleme. Im Gefängnis sei er weder misshandelt noch angebrüllt worden, sei jedoch ständig in einer dunklen Zelle gewesen und habe deshalb keine zeitliche Orientierung gehabt. In den Verhören sei ihm vor allem vorgeworfen worden, unerlaubt fotografiert zu haben, was er stets bestritten habe.

Syrien gehört infolge des anhaltenden Bürgerkriegs zu den gefährlichsten Ländern weltweit für Journalisten. Seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im März 2011 sind dort rund 100 professionelle Berichterstatter und Bürgerjournalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden. «Sowohl die Sicherheitskräfte des syrischen Regimes als auch einige Rebellengruppen versuchen mit gezielter Gewalt gegen Journalisten einschliesslich willkürlicher Festnahmen und Entführungen, die mediale Deutungshoheit über die Ereignisse im Bürgerkrieg zu gewinnen», erklärt Reporter ohne Grenzen.

Für die grösste Zahl solcher Übergriffe sei in den vergangenen Monaten die Al-Qaida nahestehende Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (ISIS) verantwortlich gewesen. Eine wichtige Rolle spiele weiterhin die ebenfalls Al-Qaida-nahe Al-Nusra-Front, so ROG. Die Nichtregierungsorganisation zählt diese Gruppe ebenso wie den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu den grössten Feinden der Pressefreiheit weltweit.

In einem Internetforum militanter Islamisten wurde kürzlich dazu aufgerufen, alle Journalisten - und insbesondere ausländische - als mutmassliche Spione zu entführen. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Syrien auf Platz 176 von 179 Ländern - noch schlimmer ist die Lage nur in Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea.