Aktionäre der Deutschen Telekom haben den Konzernvorstand um Ron Sommer wegen des Einbruchs der T-Aktie und der Anhebung der Vorstandsbezüge scharf attackiert. Auf einer turbulenten Hauptversammlung am Dienstag in Köln warfen sie der Telekom-Führung unter anderem Traumtänzerei und eine falsche Strategie vor. Zuvor hatte Vorstandschef Ron Sommer in einer eineinhalbstündigen Rede den Kursverfall als «in höchstem Masse unerfreulich» bezeichnet. Dies stehe im krassen Gegensatz zur operativen Entwicklung des Unternehmens. «Die Telekom ist breiter und solider aufgestellt als fast alle Wettbewerber», betonte Sommer.
Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nannte die Kursentwicklung eine Katastrophe für das kleine Pflänzchen Aktienkultur. Innerhalb von gut zwei Jahren ist die T-Aktie von ihrem Höchststand (104 Euro/151 Fr.) auf gegenwärtig 12 Euro (17,5 Fr.) abgestürzt. Am Tag der Hauptversammlung legte das Papier um 0,48% auf 12,51 Euro zu. «Wir haben in ein hochriskantes Zockerpapier investiert», sagte die Geschäftsführerin der DSW. Zugleich kritisierte sie die Erhöhung der Vorstandsbezüge um 90% auf 17,4 Mio. Euro. Die DSW kündigten an, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Ein Kleinanleger forderte angesichts des Verlustes von 3,5 Mrd. Euro, die Dividende komplett zu streichen. Vorstand und Aufsichtsrat hatten eine Senkung von 0,62 auf 0,37 Euro vorgeschlagen.
Mit insgesamt 67 Mrd. Euro Schulden gehört die Deutsche Telekom zu den hochverschuldeten Unternehmen in der Branche. Der Anstieg des Eigenkapitals relativiere die Verschuldung des Unternehmens, meinte der Telekom-Chef. Dennoch habe der Abbau höchste Priorität. Bis Ende 2003 will das Unternehmen seine Verbindlichkeiten auf 50 Mrd. Euro senken.
Dienstag
28.05.2002