Nach monatelanger Suche steht die Führungskrise bei Europas grösstem Telekomkonzern vor der Lösung: T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke soll am Donnerstag zum Vorstandschef gekürt werden und die Deutsche Telekom in eine bessere Zukunft führen. Seit dem Rücktritt Ron Sommers im Juli wurde im In- und Ausland verzweifelt nach einem Nachfolger gesucht. Doch Indiskretionen und Schulden in Milliardenhöhe machten den Konzern für die angesprochenen Top-Manager unattraktiv.
Der 41-jährige Ricke, seit Mai 2001 im Vorstand für Handy und Internet zuständig, tritt ein schweres Erbe an. Der gigantische Schuldenberg der Telekom von rund 64 Mrd. Euro (94 Mrd. Franken) wird ihm in den nächsten Jahren kaum Spielraum lassen. Die Devise heisst: Sparen, Sparen, Sparen. Bis Ende 2003 will die Telekom die Schulden auf 50 Mrd. Euro drücken. Doch noch klafft im Sanierungsplan eine Finanzierungslücke von 7 Mrd. Euro. Um Geld in die Kasse zu bringen, planen Vorstand und Aufsichtsrat, die Dividende für 2002 zu streichen. Das ärgert zwar den Grossaktionär Bund und 3 Millionen Kleinaktionäre, bringt aber etwa 1,5 Mrd. Euro zur Schuldentilgung.
Übergangschef Sihler legt am Donnerstag (14. November) die Neun-Monats-Bilanz mit dem erwarteten Rekordverlust bis zu 28 Mrd. Euro vor. Der Wert von teuer eingekauften UMTS-Lizenzen und Auslandstöchtern muss korrigiert werden. Damit hält der 72-jährige Ex-Henkel-Manager den Kopf für die Fehler der Vergangenheit hin und erspart dem Youngster unangenehme Schlagzeilen. Zuvor hatte er bereits den Gewerkschaften die schlechte Nachricht überbracht, dass bis Ende 2005 weltweit 55 000 Stellen beim «Rosa Riesen» wegfallen. - Alles zu Telekom im Archiv
Mittwoch
13.11.2002