Mitte Dezember hat die Zürcher Agentur Wirz mit einer kessen Idee in Berlin nach neuen Talenten gesucht. «Nichts gegen Berlin. Aber du willst doch nicht ernsthaft hier alt werden?», war auf einem Plakat zu lesen.
Dieses tourte eine Woche lang auf einem Anhänger montiert durch die deutsche Hauptstadt und wurde für jeweils einen Tag vor den grössten Werbeagenturen vor Ort abgestellt. Mit der Kampagne wollte Wirz Grafikdesigner und Angestellte in anderen kreativen Berufen nach Zürich und in die Schweiz locken.
Anstatt sich «in der Spree eine seltene Hautkrankheit einzufangen», lockte die Zürcher Agentur Auswanderungswillige mit einem «Sprung in kristallklare Seen».
Die echt kreative Idee wurde in Berlin allerdings nicht bei allen mit Humor aufgenommen. «Schweizer Werbeagentur macht Berlin madig», titelte am Sonntag die «Berliner Zeitung». Eine Werbekampagne aus der Schweiz wolle Berlin «in ein schlechtes Licht rücken», wenn sie für ihr Recruiting Berlinerinnen und Berliner auffordert, die deutsche Hauptstadt für Zürich zu verlassen.
Sachlich korrekt kann die Anzeige allerdings darauf hinweisen, dass die Menschen in der Schweiz zu den glücklichsten der Welt gehören und dass gemäss neusten Umfragen drei der lebenswertesten Städte der Welt in der Alpennation liegen.
Auch das Portal «I am Expat» hat über die ungewöhnliche Werbeaktion berichtet. Demnach habe es auf den sozialen Medien diverse Kommentare gegeben. «Nichts gegen Zürich. Aber was ‚frech‘ sein soll, wirkt arrogant», kommentiert etwa ein Nutzer auf LinkedIn.
Der verantwortliche Kreativdirektor von Wirz, Caspar Heuss, rechtfertigte sich, dass die Kampagne auf seinen persönlichen Erfahrungen mit Berlin basiere, nachdem er zehn Jahre in der Stadt gelebt hat. «Wenn man jung ist, ist es wunderbar. Aber irgendwann wird man zu alt für den ganzen Zirkus», bemerkte er in einem Interview rund um die Geschichte.
Für Heuss ist die Kampagne gelungen. Bislang seien aufgrund der Guerilla-Aktion bereits 25 Bewerbungen von Berlin nach Zürich geflattert.